Ein Herzensprojekt: die Streuobstwiese hinterʻm Haus

Schon lange träumen wir davon, eine große Streuobstwiese anzulegen.
Lange Baumreihen, die so angeordnet sind, dass das Land dazwischen noch als Acker oder Heuwiese genutzt werden kann. Viele Bäume, die ein Akt des Vertrauens in die Zukunft sind – eine klare Stellungnahme für das, was wir als „gutes Leben“ bezeichnen.

60 junge Bäumchen haben wir im November gepflanzt.
Apfel-, Birn-, Kirsch- und Zwetschgenbäume. Eine bunte Vielfalt von Arten und Sorten, allesamt biologisch gezogen in der Baumschule Brenninger. Die Biobaumschule Brenninger ist eine gute Adresse für alte und neue Sorten, für gute und bodenständige Beratung und für all die Fragen, die zum Thema Obstgarten auftauchen.

In drei langen Reihen haben wir die Bäumchen gepflanzt, ihr Wurzelwerk ist mit Gitterkörben gegen Wühlmäuse geschützt, Pfähle aus Holz geben ihnen in den ersten Jahren Halt auch an stürmischen Tagen. Der Abstand zwischen den Reihen ist so bemessen, dass wir noch unser Heu auf der Wiese werben können.

erst das Loch

erst das Loch

dann der Baum

dann der Baum

(Beim Pflanzen unserer Bäume gingen mir viele Gedanken durch Kopf und Herz. Ich dachte an die Plantagen der Obstbauern im Vollerwerb, die ich aus Südtirol kenne. Die Bäume stehen dort dicht an dicht, massiv beschnitten, die Zweige fest an Drähte drapiert. Mir kam der Vergleich zur Massentierhaltung: Hier wie da darf sich das Lebewesen nicht entfalten, wird keine Rücksicht genommen auf die natürlichen Bedürfnisse, gibt es keine Zeit für langsames Wachstum und lange Lebenszeit. Um finanziell zu überleben, müssen Landwirte immer größer und effektiver werden, der Ertrag muss hoch und schnell sein. „Wachse oder Weiche“ ist die Devise. Und den meisten „Verbrauchern“, also die Menschen, denen die Ergebnisse dieser Arbeit als Nahrung dient, wissen nichts mehr über die Lebensbedingungen der Bauern, über die Entstehungsweise ihrer Lebensmittel.)

Der Anblick unserer Obstbaumwiese lässt jeden Tag unser Herz höher schlagen. Wir freuen uns schon auf das erste Frühlingsgrün, auf das Wachsen und Werden der kommenden Jahre. Die kleinen Spindelobstbäume werden uns vielleicht schon in zwei bis drei Jahren die ersten Früchte schenken, die großen Hochstämme frühestens in acht bis zehn Jahren.

Obstwiese am Winterabend

Obstwiese am Winterabend

Ob sie irgendwann so aussieht?

Ob sie irgendwann so aussieht?

Nachdem die großen Umbauarbeiten an den Häusern abgeschlossen waren, hatten wir in diesem Sommer ausgiebig Zeit, uns um unseren großen Gemüsegarten zu kümmern.

Sona, eine Vorbesitzerin des Höllbachhofes, hat vor vielen Jahren große Terassen angelegt und ein geräumiges Gewächshaus gebaut. Aus vielen Erzählungen wissen wir, dass sie den Garten mit viel Herz, Verstand und Intuition belebt hat und Fotos aus dieser Zeit belegen eine unendliche Fülle und blühende Lebendigkeit.

Als wir den Hof von der Gemeinschaft übernommen haben, war der Garten dann etwas verwildert, die Wühlmäuse hatten das gesamte Gebiet „erobert“ und im Boden war kaum ein Regenwurm zu finden.

Wir setzten auf die Mulchmethode um unerwünschte Beikräuter zu verdrängen und das Bodenleben zu fördern. Besonders Regenwürmer lieben gemulchte Böden sehr und sind uns geschätzte Helfer und Freunde im Garten.
Wir haben allerlei Gemüse, Kräuter und Salate gesät und gepflanzt, gemischt mit vielen bunten Blumen. Den ganzen Sommer über waren die Blumenrabatten und Kräuterbeete von Schmetterlingen gesäumt, die Bienen und Hummeln erfüllten die Luft mit ihrem Brummen und so manche Kröte hat sich einen schattigen Platz unter den Stauden gesucht.

Schmetterlinge im Kräuterbeet

Schmetterlinge im Kräuterbeet

Vieles ist gut gewachsen und hat uns mit reichlich Ernte beschenkt.
Manches ist nicht gelungen und bringt uns dazu, in Büchern nachlesen um unsere „Fehler“ aufzuspüren. Nach fünf intensiven Jahren im Gemüsegarten (zunächst in Hohenbrunn, jetzt in Hohenbrunn und am Höllbachhof) sind wir noch immer blutige Anfänger. Wir staunen immer wieder, wie viel Wissen und Erfahrung es braucht, wie viel Beobachten und Lernen nötig ist, um kostbare Nahrung im eigenen Garten anzubauen.

Gurken mit Rankhilfe

Gurken mit Rankhilfe

Wenn ich an all das denke, was ich so gerne noch lernen und können möchte, werde ich manchmal mutlos und fühle mich überfordert.
Dann denke ich an Beppo den Straßenkehrer aus dem Buch Momo. Beppo erzählt Momo, dass er nie auf die ganze Straße schaut die zu kehren ist, weil er sich sonst beeilt und noch vor dem Ziel atemlos und kraftlos ist. Er tut immer nur den nächsten Schritt, den nächsten Besenstrich, den nächsten Atemzug. Und ohne es zu merken erreicht er das Ende der Straße, ganz ohne Hast und Anstrengung.

Gemüsegarten mit Gewächshaus

Gemüsegarten mit Gewächshaus

Seit wir den Höllbachhof im Februar 2015 übernommen haben, pendelten wir zwischen Hohenbrunn und Rettenbach. Dabei wurde das Gefühl der Zerrissenheit und der Wunsch, den Hof mit mehr Zeit und Ruhe Hegen und Pflegen zu können, mit jeder Woche stärker.

Seit September wohnt Stefan nun ganz am Hof. Das fühlt sich gut und richtig an, der Hof blüht auf unter seinen Händen und es ist wunderbar, mehr als immer nur „das Nötigste“ hier tun zu können.

Gleichzeitig war damit auch die Möglichkeit verbunden, unsere Tiere von Hohenbrunn zu holen und dauerhaft hier auf dem Hof anzusiedeln.

Sechs Ziegen und vier Schafe sind es, die ihr neues Zuhause hier gefunden haben. Sie geniessen die weiten Wiesen, das hügelige Land und die Klettersteine aus Granit, die überall zu finden sind.
Hinter der Scheune steht ein großer Walnussbaum, unter dem sie täglich ihr Müsli futtern und sich von uns Melken lassen. Jeden Morgen gesellen sich unsere beiden Katzen Prinz und Lila dazu und auch unsere Hündin Maya beobachtet das Geschehen aufmerksam und fasziniert.
Das ist ein besonders friedlicher, freundschaftlicher Moment in unserem Tagesablauf, den wir in vollen Zügen geniessen.

Melkplatz

Melkplatz

Für mich (Elisabeth) geht die Pendelei noch für mindestens zwei Jahre weiter. Meine Tochter besucht die Oberstufe am Gymnasium Ottobrunn und braucht noch das vertraute Nest in Hohenbrunn. Für mich ist es ein Geschenk, diesen „Ort in der Zukunft“ schon jetzt jede Woche besuchen zu können und all meine Träume hier beheimatet zu wissen.

Lila und Prinz sind mit dabei

Lila und Prinz sind mit dabei

Schaf döst in der milden Herbstsonne

Schaf döst in der milden Herbstsonne

Rechtzeitig zum vollen Seminarplan im Sommer 2016 sind sie fertig geworden – die neuen Gästezimmer im Haupthaus.

Im ersten Stock links befinden sich vier kleinere Zimmer, die seit Juli unseren Gästen als Einzel- und Doppelzimmer zur Verfügung stehen. Wir haben sie mit Holzböden und -wänden ausgebaut, schlicht und gemütlich möbliert und den Zugang über die rückwärtige Holzterasse angelegt. Auf diese Weise haben die Seminarteilnehmer jetzt die Wahl zwischen dem hellen und freundlichen Gemeinschaftsschlafraum im Seminarhaus und der Rückzugsmöglichkeit in ein separates Gästezimmer 🙂

Im Juli war Christoff Schneider mit seinem Permakultur-Design-Zertifikatskurs bei uns am Hof zu Gast. Ich selbst war vor gut fünf Jahren seine „Schülerin“ und dieser Kurs hat mein Leben ganz schön umgekrempelt.

Es geht um selbst denken, selbst machen, selbst versorgen.
Es geht um eine Lebensstrategie im Einklang mit der Natur. Oder – wie Bill Mollison, Gründer und „Erfinder“ der Permakultur es ausrückt: „Permakultur ist ein Tanz mit der Natur, in dem die Natur führt.“

Ein großer Teil des Kurses ist theoretische Wissens- und Grundlagenvermittlung. Aber ein besonders wert-voller Teil des Kurses ist praktisches Tun. So haben die Seminarteilnehmer zum Beispiel einen Komposthaufen angelegt und innerhalb weniger Tage erlebt, wie aus organischen „Abfällen“ durch die richtige Mischung und ein aktives Bodenleben duftender Kompost entsteht. Sie haben aus alten Lehmziegeln Ton gewonnen und ihn so lange mit Wasser und Sand abgemischt, bis er die richtige Konsistenz hatte um einen Lehmofen zu bauen. Sie haben aus leeren Flaschen (Altglas) und Lehm ein buntes Flaschenfenster gebaut, das im Frühjahr Teil unserer Komposttoilette werden wird.

eigene Projekte planen

eigene Projekte planen

Sie haben gelernt, wie man einen Sauerteig ansetzt um Brot zu backen, sie haben Johanniskrautöl und Ringelblumensalbe gemacht und mit Wildkräutern unter Anleitung von der Kräuterpädagogin Christine Aigner ein köstliches Menü gekocht.
Sie haben mit Stefan Käse gemacht, ein Hügelbeet gebaut und ein Steinbeet als Sonnenfalle angelegt. Sie haben ihre Sensen geschärft und anschließend unsere Wiese gemäht. Sie konnten beobachten wie unsere Hühner innerhalb weniger Tage ein Stück „wildes“ Land urbar gemacht haben, auf dem nun ein kleiner Waldgarten entsteht.

Kompostpflege

Kompostpflege

Sie haben Gemeinschaft und Kooperation erlebt, sie haben sich gegenseitig unterstützt und ergänzt und sie haben all das gesammelte Wissen in die Planung eines eigenen Permakulturprojektes eingebracht.

Für uns war es wunderschön, so viele Menschen hier am Hof beim Lernen, Ausprobieren und Arbeiten zu begleiten.

Auch 2017 ist wieder ein Kurs mit Christoff geplant – wenn Du neugierig geworden bist, findest Du HIER alle Infos.

Sensenmaht

Sensenmaht

pk-tontreten

Ton treten

Gemeinsam einen Ofen bauen

Gemeinsam einen Ofen bauen

kleiner Lehmofen

ein kleiner Lehmofen entsteht

Wildkräutermenü

Wildkräutermenü

Flaschenfenster bei Tag

Flaschenfenster bei Tag

Flaschenfenster bei Nacht, beleuchtet

Flaschenfenster bei Nacht, beleuchtet

Permakultur in der Theorie

Permakultur in der Theorie

Johanniskrautblüten

Johanniskrautblüten

 

Es ist mal wieder so weit – Horrormeldungen von Vögeln, die an der Vogelgrippe verenden, füllen die Schlagzeilen (wenn auch nur für kurze Zeit, denn im Moment gibt es ja weit mehr erschütternde Nachrichten weltweit als es Zeitungsseiten zu füllen gibt). Die Epidemie wurde bereits in „Pandemie“ umgetauft und die Panik ist groß.

150.000 Tiere wurden bereits „gekeult“.
Der Begriff „gekeult“ klingt fast harmlos – er kaschiert ein massenhaftes Morden von Tieren, das jedem Sinn entbehrt. Die Tiere werden in einem Elektrobad getötet und anschließend verbrannt. Für die allermeisten Tiere ist es das Ende eines ohnehin qualvollen, unnatürlichen Lebens.

Es gibt Ställe, in denen 30.000 Tiere (!!!!!) dicht an dicht miteinander leben. Hier gehört es schon in „normalen“ Zeiten zur täglichen Routinearbeit, morgens tote Tiere aus dem Stall zu holen.  Diese Tiere sind ausschließlich auf Höchstleistung gezüchtet und entwickeln unter solchen Bedingungen auch kein gesundes, starkes Immunsystem. Sie sind somit für jede Art von „Epidemie“ super anfällig.

Hühner in konventioneller Massentierhaltung

Hühner in konventioneller Massentierhaltung

Die Vogelgrippe tritt – ausser bei einigen Wildvögeln – fast ausschließlich in geschlossenen Massenställen auf. Ich bin kein Wissenschaftler und kein Tierarzt, aber die Erklärung, dass diese Tiere von infizierten Wildvögeln angesteckt werden, scheint mir absurd.
Einige Tierärzte vermuten, dass sich Wildvögel an „Abfällen“ der Massenställe infiziert haben könnten. Darüber hinaus gibt es Indizien, dass die Vogelgrippe durch den Export von Küken nach China (ja, richtig gelesen! Wir EXPORTIEREN KÜKEN nach CHINA!!!) Verbreitung in Europa findet. Ähnlich wie der durch Holzkisten importierte Asiatische Laubholzbockkäfer könnte auch der Vogelgrippe-Erreger durch entsprechende Transportkisten zu uns gelangt sein. Das Löffler-Institut geht diesen Hinweisen derzeit nach.

Die Konsequenz dieses sinnlosen Sterbens ist jedoch nicht, derartige Massenställe ein für allemal zu verbieten. Die Konsequenz ist nicht, dass die Tiere – Hühner, Enten, Puten und Gänse – künftig wesensgemäß gehalten werden – in kleinen Gruppen und in freier Natur.

Es gibt keine gesellschaftliche Diskussion darüber, ob wir Tiere wirklich so halten wollen, wie wir Verantwortung übernehmen für Lebewesen, die uns Nahrung sind.
Es geht nicht um die Würde der Tiere, um einen achtsamen Umgang mit ihnen.
In der Presse und in den Medien werden Zahlen hochgerechnet, die die finanziellen Schäden der Landwirte beziffern. Und es wird versichert, dass der Genuss der Weihnachtsgans keine Gefahr darstellt.
NICHTS wird kritisch hinterfragt, niemand bemüht sich deutlich zu machen, was für ein unfassbarer Wahnsinn das „Keulen“ von 150.000 Tieren ist.

Die Konsequenz aus der Causa „Vogelgrippe“ ist eine Stallpflicht, die ausnahmslos für alle Geflügeltiere im gesamten Bundesgebiet verhängt wird.

Hühner in freier Natur

Hühner in freier Natur

Das bedeutet, dass Leute wie WIR nun auch ihre Tiere einsperren müssen. Kleine Hobbyhalter, Hobbyzüchter, Selbstversorger, Landwirte im Nebenerwerb, die ein paar Hühner im Hausgarten laufen haben. Tiere alter Rassen, die sich durch natürliche Vitalität, Charakter, Intelligenz und ein robustes Immunsystem auszeichnen. Tiere, die ein Leben lang gewohnt sind, morgens aus dem Stall in die Wiese hinaus zu gehen, um sich ihr Futter zu suchen, ein Staubbad zur Federpflege zu nehmen und in der Sonne zu liegen. Diese Tiere werden jetzt in ihre Ställe gesperrt. Voraussichtlich bis April.

Glucke mit Küken im Garten

Glucke mit Küken im Garten

Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Huhnes liegt bei rund sechs Jahren (wenn es nicht als Hochleistungslegehuhn mißbraucht und nach 12 Monaten geschlachtet wird). Ein solches Tier für ein halbes Jahr (November bis April) in den Stall zu sperren ist vergleichbar mit gut sieben „Menschenjahren“ in einer geschlossenen Haftanstalt.

Ich möchte an dieser Stelle das Tierschutzgesetz zitieren:
§ 1 Grundsatz
Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.

Dieser Grundsatz müsste an sich schon das Ende jeder Massentierhaltung bedeuten. Er müsste das Ende von Stallpflicht und Ohrmarken bedeuten. Er müsste die „Fleischproduktion“ der industrialisierten Landwirtschaft beenden. Sofort.