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Das Gartenjahr liegt hinter uns, der Erdkeller, das Apfellager und die Gefrierschränke sind prall gefüllt. Wir hatten das große Glück, dass es hier (anders als in vielen Regionen) bis Anfang Juni ausreichend Regen gab, so dass unsere Obst- und Gemüsepflanzen gut wachsen und gedeihen konnten und üppig Frucht ansetzten.

Vor allem Beerenobst, Äpfel, Trauben und Zwetschgen gab es in nie erlebter Fülle! Bis Ende November (!!!) konnten wir noch täglich frische Himbeeren ernten 🙂

üppiger Wildwuchs im Gemüsegarten

Zwiebeln, Futter-rüben, Kartoffeln, Karotten und Kidney-Bohnen säen und pflanzen wir auf dem Acker, im Garten wachsen Salate, ver-schiedene Kohl-gemüse, Kürbis, Stangenbohnen, Lauch, Sellerie, Erdbeeren, Rote Beete, Mangold, Gurken und Fenchel. Die Tomaten be-wohnen das große Gewächshaus, Paprika, Andenbeere und Feigen stehen in Töpfen an der sonnigen Hauswand.

Überall verteilt wachsen Blumen und Kräuter, sorgen für die Gesundheit der Gemüsepflanzen und für ein großzügiges Nahrungsangebot an alle Insekten. Alles zusammen ergibt einen kraftvollen, leuchtenden und wunderschönen “Wildwuchs”, der mich einfach glücklich macht 🙂

Die Futterrüben, die Stefan Jahr für Jahr als Winterfutter für unsere Tiere sät, brauchen viel Pflege. Sie werden erst gesät, dann vereinzelt und regelmäßig gehackt, damit sie optimale Bedingungen haben. In diesem Jahr sind sie besonders gut gelungen – genau richtig, denn unsere Ziegenherde ist deutlich größer geworden! Im Mai haben unsere zweijährigen Ziegen zum ersten mal Lämmer geboren – drei Ziegenmütter mit insgesamt fünf Lämmern. Auch zwei unserer älteren Ziegen wurden noch einmal Mama: Loni hat Drillinge und Prinzessin Zwillinge. Insgesamt hüpften also zehn Lämmer über die Wiese, spielten, kletterten und verzauberten Wanderer und Seminargäste gleichermaßen.

Ganz klar, dass die Lämmer bei ihren Müttern aufwachsen, soviel Milch trinken dürfen wie sie nur können und sich so zu kräftigen, gesunden und schlauen Tieren entwickeln!

Im Herbst waren sie dann mit unserem Ziegenbock Henry und der Leitziege Alfi ohne ihre Mütter auf der Weide in Zumhof, wo sie sich zu einer selbstbewußten “Gang” entwickelt haben.

Mit dem ersten Schnee kommen sie zurück zum Hof, so dass wir jetzt eine Herde von insgesamt 17 Ziegen, drei Schafen und einer Eselin zu versorgen haben. Sie fressen das duftende Kräuterheu des Sommers und Stefan serviert ihnen jeden Abend eine großzügige Portion geschnippelte Futterrüben – frisch und knackig, leicht süss und super gesund. Sie lieben es! Und wenn sie dann in Reihe am Futtertrog stehen und zufrieden die knackigen Rüben fressen, ist das für Stefan der angemessene Lohn für viele Stunden Rübenhacken…

Das vergangene Jahr war überall gekennzeichnet von großer Trockenheit.
Es war unser erstes Jahr auf dem neuen Acker und dieses Stück Land hat uns trotzdem mit einer unglaublich reichen Ernte beschenkt.

Eine ganz besondere Freude war, dass beim Ausgraben der ersten Kartoffeln ein zwinkernder Kartoffelkerl zum Vorschein kam!
Ich kann nicht anders als das als Gruß der Erde an uns zu interpretieren. Wir haben den Acker von Hand bestellt, die Saatkartoffeln im Frühjahr Stück für Stück in die Erde gelegt, angehäufelt, tagelang im Frühsommer die Kartoffelkäfer abgesammelt und die reifen Früchte dann im Herbst mit der Gabel ausgegraben und von Hand eingesammelt.

Stefan hat zum ersten Mal in seinem Leben auch Getreide von Hand gesät – mit der Säwanne ist er über den Acker gelaufen, ließ die Haferkörner durch die Hand gleiten und bestellte so das Feld.

Um das Getreide auf natürliche Art vor zu starkem Unkrautdruck zu schützen, hat Stefan mit der “Kleegeige” (lt. wikipedia ein “altertümliches Gerät zum Ausbringen von Feinsamen”) Kleegras mit auf den Getreideacker ausgebracht (quasi als BIO-Antwort auf Glyphosat & Co.). Nach der Getreideernte bildet das Kleegras eine bodendeckende, lebende Mulchschicht, die den Boden mit Stickstoff anreichert und vor Erosion schützt.

Es ist eine persönliche Bindung, eine Beziehung zu dem Stück Land gewachsen, zum Boden, zu den Insekten die dort leben.

Wir haben die Kartoffeln, Futterrüben, Sonnenblumen und den Hafer über Monate hinweg mit unserem Lächeln und unserer Freude begleitet.
Und genau dieses Lächeln kam dann bei der Ernte zurück.

Erntedank.
Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht aus ganzem Herzen dankbar sind.
Dankbar für diesen wundervollen Ort, für dieses schöne, kraftvolle, heilende Zuhause.
Für die Nahrung, die uns der Sommer geschenkt hat und die uns auch durch den Winter bringt.
Für die Tiere, die unsere Freunde und Gefährten sind.
Und für die Freiheit, die wir hier erleben dürfen.