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Im April kam ein großer Karton mit 76 kleinen Pflänzchen – unsere zweijährigen Paulownia-Baumkinder aus der Paulownia-Baumschule. Sie sollten unsere Baum-Pioniere auf dem Acker sein.

Im Lauf der nächsten beiden Jahre wollen wir nämlich unseren Acker (1 Hektar in Zumhof) in eine kleine “Baumfeldwirtschaft” umwandeln: Wir werden vier lange Reihen mit Bäumen pflanzen, die den Acker in drei Stücke gliedern. Der große Vorteil einer solchen Mischung aus Acker und Baumreihen besteht im Zusammenspiel: Das Laub der Bäume fördert den Humusaufbau und in den heissen, trockenen Sommermonaten spenden die Bäume den Ackerfrüchten Schatten, bieten Schutz bei Starkregen und Wind. Zudem wird der Ertrag auf der Fläche insgesamt gesteigert: zwar wird sowohl die Ertragsmenge der Feldfrüchte wie auch der Bäume durch die dichte, intensive Nutzung etwas eingeschränkt, zusammen ergibt diese Mischung jedoch eine Ertragssteigerung.

Auch das ist Permakultur: es geht darum, die Garten- und Feldflächen möglichst intensiv zu bewirtschaften, den Ertrag zu steigern, um der Natur im Ausgleich Wildnisräume zurück zu geben. Flächen, die dann entsprechend nicht beerntet und “kultiviert” werden, sondern Rückzugsraum für Wildtiere und -pflanzen sind.

Langfristig ist der Plan, dass die Baumreihen auf dem Acker uns mit Brennholz versorgen. Wir wählen daher Baumarten, die man gut “auf den Stock setzten” kann, deren Stamm also nach ein paar Jahren abgeschnitten wird und die dann in der Lage sind, aus den Wurzeln neu auszutreiben. So werden die Bäume nicht getötet, sondern lediglich das Holz geerntet. Für diese Wirtschaftsweise eignen sich z. B. Weiden, Haselnüsse, Pappeln und: die PAULOWNIA.

Die Paulownia ist noch ein Neuling hier in Europa. Sie stammt aus Asien, ist auch unter dem Namen “Kaiserbaum” oder “Blauglockenbaum” bekannt und bringt viele hervorragende Eigenschaften mit: Sie ist extrem schnellwüchsig, hat aussergewöhnlich hartes, stabiles Holz, speichert große Mengen CO2 durch ihre großen Blätter, sie bildet eine lange Pfahlwurzel aus, die – sobald sie das Grundwasser erreicht hat – es möglich macht, auch harte Trockenzeiten und starke Fröste zu überstehen und sie ist eine hervorragende Bienenweide. Ausserdem ist sie nicht infasiv, d. h. sie breitet sich nicht unkontrolliert auf Kosten heimischer Pflanzen in den Wildnisräumen aus. Der Haken daran: bis ihre Wurzeln das Grundwasser erreichen, ist sie frostempfindlich und in den ersten beiden Jahren braucht sie umfangreichen Schutz vor “Konkurrenz”.

Wir haben für jedes Pflänzchen ein großes Pflanzloch ausgehoben, haben es mit feiner Komposterde gefüllt, die Pflanzscheibe dann großzügig mit Vlies und Mulch bedeckt.

Anfang Mai gab es einen späten Frost, etwa  die Hälfte der Pflänzchen haben leichten Schaden genommen. Sie haben ihre Blätter abgeworfen, später dann aber neu ausgetrieben. Trotzdem war es offensichtlich, dass sie geschwächt in den Sommer gingen.

Dann kam eine lange, trockene und heisse Phase. Wir haben jeden zweiten Tag ausgiebig gegossen, trotzdem hat etwa die Hälfte der Pflänzchen diese Wetterperiode nicht überstanden. Von den 38 Bäumchen die sich behauptet haben und ordentlich gewachsen sind, haben dann im Herbst 28 Stück die Wühlmäuse verspeist.

Zehn kleine Paulownien stehen noch am Acker. Ich denke, wir können dieses Experiment ohne Zweifel als mißlungen bezeichnen. Aber dieses Risiko war uns bewußt und mein Freund Stanko würde sagen: “again what learned” 😉

 

Interessant ist, dass am gegenüberliegenden Feldrand rund 200 kleine Pappeln ganz von selbst angeflogen und aufgegangen sind. Kleine, gesunde Bäumchen, die zwischen den Zwiebeln und Kartoffeln prächtig gediehen sind – ganz ohne Giessen, Mulchen oder Kompostzugaben. Als würde die Natur uns zeigen, wie das auch aussehen könnte…. Wir haben diesen Tipp dankbar angenommen und die stark ausgelichtete Paulownia-Baumreihe mit diesen kleinen Pappeln aufgefüllt.

Jetzt stehen zusammen mit den zehn verbliebenen Paulownien nun 66 regionale Pappeln. Wir sind gespannt, wie viel Leben sich im Frühling dann dort zeigen wird…