Baumfeldwirtschaft II. Teil

Ein Bild von unserem Acker aus dem letzten Sommer – junge Bäume stehen zusammen mit Futterrüben, Kartoffeln und Hafer – noch sind die Baumreihen mehr zu erahnen als zu sehen. Vor vier Jahren haben wir 120 Schwarzerlen in vier Reihen gepflanzt. Der Acker ist einen Hektar groß. Auf dem Titelbild zum Blogbeitrag sind Obstbäume zu sehen, die in unserer Heuwiese wachsen. Beim Anlegen der Baumreihen haben wir darauf geachtet, dass das Land dazwischen weiter gut zu bewirtschaften ist, denn hier wächst das Futter für unsere Tiere,  unser Getreide und ein Teil unseres Gemüses.

Bäume auf dem Acker – diese Kombination bezeichnet man als „Agroforstwirtschaft“ oder auch „Baumfeldwirtschaft“. Die Vorteile dieser Kombi sind enorm! Zu allererst sind sie Lebensraum und Rückzugsgebiet für Wildtiere. Sie schützen den Boden vor Erosion, bremsen Wind und Sturm ab, spenden Schatten an heissen und trockenen Sommertagen – denn zu viel Sonne und Hitze schwächt die Pflanzen, die als Ackerfrüchte angebaut werden. Je nachdem, welche Bäume man pflanzt, schenken sie auch zusätzlichen Ertrag, z. B. bei Obst- und Nussbäumen oder bei Bäumen, die als Brenn- oder Wertholz geerntet werden können.

Wir haben uns nach intensiver Beschäftigung mit diesem Thema und nach einigen misslungenen Versuchen mit Palownia und Pappeln für Schwarzerlen entschieden. Schwarzerlen sind nicht unbedingt naheliegend – es gibt hier keine Früchte zu ernten, man kann sie nicht „auf den Stock setzen“ um Brennholz zu gewinnen und sie sind auch nicht die erste Wahl für Wertholz. Ihr großes „Alleinstellungsmerkmal“, ihre ganz besondere Fähigkeit liegt darin, dass sie ähnlich arbeiten wie Leguminosen. Sie sammeln Stickstoff aus der Luft und lagern ihn dann mit Hilfe von Bakterien (in diesem Fall „Frankia alni“)  entlang ihrer Wurzeln ein. Auf diese Weise reichern sie den Boden mit wertvollem Stickstoff an. Und weil sie so ihre Energievorräte jederzeit verfügbar haben, können sie es sich leisten ihre Blätter im Herbst GRÜN abzuwerfen, d. h. sie ziehen keine Nährstoffe aus den Blättern. So gelangen kostbare Nährstoffe über die Blätter in unseren Ackerboden.
Die Erlen liefern also Nahrung für unsere Ackerfrüchte und tragen zum Humusaufbau bei. Humus – er ist ein wichtiger CO2-Speicher und wertvollster Bestandteil jener kostbaren, dünnen Erdschicht, die fruchtbar ist und uns alle ernährt.

Aus den kleinen Stecklingen sind jetzt stabile junge Bäumchen geworden und es sieht so wunderschön aus, wenn sie im Frühling ihre ersten Blätter entfalten! Der Stamm ist sehr dunkel, fast schwarz (daher der Name „Schwarzerle“) und die Blätter sind leuchtend hellgrün! Erlenprinzessinnen…

Zwischen die Bäume haben wir einen Streifen mit Wildblumenwiese gesät. Im vergangenen Sommer blühten Luzerne, Distel, Wicke, Korn- und Mohnblumen zwischen den Bäumen.

Der Blühstreifen hat allerdings den Nachteil, dass es eine lange Zeit zwischen den Vegetationsphasen gibt und er keinen dauerhaften dichten Bewuchs zwischen den Bäumen bildet. Das wäre allerdings für Bodenbrüter ein wichtiges Kriterium. So haben wir uns entschieden, die Baumreihen durch eine dauerhafte Leguminose zu ergänzen – den gewöhnlichen Erbsenstrauch.
Hierbei handelt es sich um keine essbaren Ackerfrüchte. Der Erbsenstrauch ist ein Schmetterlingsblütler, dessen leuchtend gelbe Blüten wertvolle Nahrung für Insekten sind. Später wachsen aus den Blüten lange Erbsenschoten, die wiederum eine gute Nahrung für Vögel und Wildtiere abgeben. Auch der Erbsenstrauch sammelt Stickstoff aus der Luft und lagert ihn über Knöllchenbakterien an den Wurzeln ein. Damit ist der Vorteil für unseren Acker vergleichbar mit dem der Erlen – die Fruchtbarkeit des Ackerbodens nimmt zu.

In den ersten März-Tagen haben wir nun 130 Erbsensträucher gepflanzt. Sie werden im Lauf der Zeit, zusammen mit den Erlen, dichte Reihen auf dem Acker bilden und damit einen zuverlässigen Lebensraum für Bodenbrüter schaffen. Bodenbrüter leiden besonders unter der intensiven Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen. Die Wiesen werden in der Regel mehrmals im Jahr gemäht und so fallen sie als Lebensraum für Rebhühner, Lerchen, Kibiz & Co. komplett aus. Das führt zu einem dramatischen Rückgang dieser Tierarten.
Naturbelassene Flächen, ganzjährig bewachsene Streifen sind daher unschätzbarer Rückzugs- und Lebensraum! 
Und ganz nebenbei ist eine solche Landschaft auch Schönheit und Nahrung für unsere Seele.

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