Wirtschafts­Weise

Ernährung

Essen ist eine der intimsten Angelegenheiten überhaupt. Unser Körper nimmt Nahrung in sich auf, zerlegt und verstoffwechselt sie und baut daraus dann eigene, neue Zellen – ein Wunderwerk! Mit unserer Nahrung nehmen wir auch deren Mikrobiom und Information in uns auf. Für uns ist das ein wesentliches Kriterium – wie viel Lebenskraft steckt in unseren Lebens-Mitteln? Wie viel Freude und Dankbarkeit, wie viel Streß und Leid? Indem wir essen und trinken sind wir auf ganz unmittelbare Art und Weise mit all den Pflanzen und Tieren verbunden, die uns nähren. Daraus erwächst ein hohes Maß an Verantwortung.

Für die meisten von uns ist Nahrung anonym geworden. Sie wissen nicht mehr woher ihr Essen kommt und blenden das gigantische Leid aus, das die industrialisierte Landwirtschaft und die Lebensmittelindustrie mit all ihren hoch verarbeiteten Produkten verursachen.

Es ist dieses massenhafte Leid, das uns dazu bewegt, eine andere Richtung einzuschlagen. Wir wollen die Verantwortung für unser Leben zurück und übernehmen deshalb die Verantwortung für das Land, auf dem unsere Nahrung wächst und für die Pflanzen und Tiere, die uns Nahrung sind.

Permakultur

"Permakultur ist ein Tanz mit der Natur, in dem die Natur führt."

Der Begriff „Permakultur“ meint: permanente (dauerhafte) Agrikultur (Landwirtschaft).
Permakultur’ler denken systemisch, d. h. es geht um die Beziehungen der einzelnen Elemente zueinander. Einen Permakulturgarten erkennt man (ganz grob gesagt) daran, dass dort überwiegend mehrjährige Pflanzen in Mischkultur wachsen, eigenes Saatgut gewonnen wird, ausschließlich samenfeste Sorten zum Einsatz kommen, die einzelnen Elemente einander sinnvoll ergänzen und bereichern, Vielfalt und Fruchtbarkeit ständig zunimmt. Wasser und Energie werden sparsam und mit möglichst hoher Effizienz eingesetzt, Abfälle werden vermieden.

„Sorge für die Erde, sorge für die Menschen, teile gerecht und schränke Dich ein“ – das ist die Basis auf der geplant und gehandelt wird.

Wir möchten gerne auf das Buch von Marlies Ortner verweisen: „Permakultur beginnt im Garten“. Unter all den vielen, vielen Gartenbüchern die wir gelesen haben, ist das eine besondere Perle. Es enthält alles an Wissen, was man als Selbstversorger-Gärtner*in braucht, ist gut verständlich geschrieben, praktisch strukturiert und so, dass es immer auch die Liebe zum Leben entfacht und nährt.

Marlies Ortner schreibt über Permakultur Folgendes:

"In Permakultur-Gärten wachsen Lebensmittel und Lebensfreude. „Alles gärtnert“, sagt Bill Mollison, der Begründer der Permakultur, und meint damit das Zusammenwirken der Lebewesen in den natürlichen Ökosystemen dieser Welt. Dieses Kooperieren alles Lebendigen solle Vorbild sein für den partnerschaftlichen, pfleglichen und fürsorglichen Umgang des gärtnernden Menschen mit seinem Garten. Und für den partnerschaftlichen, pfleglichen und fürsorglichen Umgang mit anderen Menschen, mit den nicht-menschlichen Mitgeschöpfen, mit der Landschaft und nicht zuletzt mit sich selbst: Gärtnern nicht nur zur Lebensraumgestaltung, sondern auch als Lebenshaltung – nach dem Vorbild der Natur, die uns das Gärtnern seit Jahrmillionen vorlebt.
Dieses achtsame und individuelle Gärtnern im Kleinen, an vielen Orten, tritt immer mehr an die Stelle der mechanisierten und industrialisierten Landwirtschaft, die Raubbau am Boden betreibt, von Erdölsubventionen abhängt und das Klima schädigt. Weltweit gibt selbst versorgendes Gärtnern Menschen ihre Würde und ihr Selbstvertrauen zurück – und schenkt Lebens(mittel)qualität und Lebensfreude. Der Selbstversorgungsgarten der Permakultur mit seinen Mikroorganismen, Pilzen, Pflanzen, Tieren, Menschen und Elementen ist ein intelligenter Organismus. Er versorgt alle seine Organe – und damit auch die gärtnernden Menschen – mit Nahrung, Information, Materialien, Energie und Lebenswillen. Er ist ein sich selbst steuerndes, rückkoppelndes System, an dem der Mensch teilhaben darf, aber nicht darüber herrschen kann. Er ist mit Sonnenenergie gespeist und weist eine positive Energiebilanz auf. Sein besonderes Kennzeichen ist Respektlosigkeit gegenüber der herrschenden Gartenmode und dem Diktat der rechten Winkel. So ein Garten nach dem Vorbild natürlicher Ökosysteme will mit Bedacht und Fachkenntnis geplant, gebaut und erhalten werden. Dann ist er fehlerfreundlich, verzeiht uns Unbeholfenen immer wieder unsere Grobheiten, macht uns Mut und ist ein geduldiger Lehrer. So dürfen wir uns mit unserem Garten entwickeln."

Unsere Tiere

Die Bienen

Seit ein paar Jahren wächst in der Gesellschaft allgemein das Bewusstsein für die wichtige Rolle der Bienen im großen Netz des Lebens. Für uns sind sie wertvolle „Zeiger“ dafür, ob die uns unmittelbar umgebende Natur sich im Gleichgewicht befindet. Nur eine Landschaft mit großer Vielfalt, ausreichend wilden Zonen, Kräutern, Hecken und Obstbäumen sorgt dafür, dass Bienen (und all die anderen Insekten und Wildtiere!) ausreichend Nahrung finden und gesund bleiben. Für die Betreuung unserer Bienen haben wir eine Kooperation mit Freunden aus der Nachbarschaft, die über das Wissen und die nötige Erfahrung verfügen, um die Bienen gut über’s Jahr zu bringen. Nur wenn es mehr als genug Honig gibt, entnehmen sie auch etwas für uns. Grundsätzlich werden bei uns die Bienen in Notzeiten mit ihrem eigenen Honig gefüttert und nach biologischen Kriterien geführt.

Die Hühner

Unsere Hühner stammen von alten Rassen ab und haben deshalb noch ihren natürlichen Bruttrieb. Wenn im Februar/März die Tage spürbar länger werden legen sie sich ein Nest an und beginnen zu brüten. 21 Tage lang sitzen sie fast ohne Pause auf ihren Eiern, drehen und wenden sie, wärmen und beschützen sie, bis die Küken schlüpfen. Die Kleinen lernen dann von ihrer Mutter alles was sie zum Überleben brauchen: Feinde und Gefahren erkennen, Futter finden, Gefieder pflegen. Der Unterschied zwischen Hühnern, die aus dem Brutkasten kommen und Hühnern, die von einer Glucke ausgebrütet und aufgezogen werden, ist gravierend! Anders als in der kommerziellen Eierproduktion werden unsere Legehennen nicht nach eineinhalb Jahren geschlachtet. Sie kommen ab dem zweiten Lebensjahr regelmäßig im Herbst in die Mauser, d. h. sie wechseln ihr Federkleid und machen dafür ein paar Wochen Pause vom Eierlegen.

Die Ziegen

Drei unserer Ziegen werden gemolken. Dabei praktizieren wir das, was als „Durchmelken“ bezeichnet wird: Wenn eine Ziege Lämmer zur Welt bringt, dann hat sie Milch in optimaler Zusammensetzung als Nahrung für ihre Lämmer. Wir lassen die Lämmer bei ihren Müttern, lassen ihnen die Milch und melken in den ersten Monaten nur das, was die Lämmer nicht brauchen. Wenn aus den Lämmern Teenager geworden sind stellt sich ihr Stoffwechsel mehr und mehr auf feste Nahrung um und es bleibt immer mehr Milch übrig, die wir für uns melken können. Wenn die Ziegen nicht - wie in kommerziellen Betrieben üblich - gleich wieder tragend werden, können sie zum Teil über Jahre hinweg kontinuierlich Milch geben. In den Wintermonaten nur noch in sehr geringer Menge, aber sobald im Frühling das frische Gras sprießt ist wieder genug Kraft da für üppig Milch. Insgesamt werden auf diese Weise viel weniger Lämmer geboren - und das bedeutet viel weniger Tiere die verkauft, verschenkt oder geschlachtet werden müssen. Die Mütter brauchen weniger Kraft für Schwangerschaft und Geburt, so dass sie gesünder und kräftiger alt werden.

Gedanken zum Thema „Schädlinge“

In jedem Garten gibt es Tiere, auf deren Speiseplan auch unser Kulturgemüse steht. Wühlmäuse, Schnecken, Eichhörnchen, Vögel und Feldhamster bedienen sich manchmal so großzügig, dass es zu Frust und Ärger führt - besonders wenn es sich um Gemüse handelt, dessen Anbau arbeitsintensiv ist, das viel gehegt und gepflegt wurde. Bei Sepp Holzer haben wir einmal gelesen, dass es seiner Meinung nach „keine Schädlinge gibt, nur gierige Gärtner“. Diese Aussage hat uns lange beschäftigt und wir können ihm inzwischen uneingeschränkt Recht geben. Egal was und wieviel die Wildtiere in unserem Garten oder auf dem Acker verspeisen - am Ende blieb bis jetzt IMMER mehr als genug für uns. Vielleicht nicht von allem, aber insgesamt immer genug. Manches müssen wir schützen, damit es überhaupt wachsen kann - z. B. die Salat-Jungpflanzen mit „Schneckenkrägen“ oder die jungen Kürbisse, indem wir Holzbrettchen unterlegen. Um Anderes kümmern sich auch unsere tierischen Helfer - die Laufenten, Hühner und Katzen. Es ist gut, nicht mehr „zu bekämpfen“ und darauf zu vertrauen, dass die Erde uns alle großzügig versorgt.

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Eine Kultur der Dankbarkeit

Dankbarkeit ist eine Haltung, die kultiviert werden kann. Indem wir uns bewußt machen, wie viel Gutes in unserem Leben ist, relativiert sich oft das, was uns sorgt, ärgert, einschränkt und belastet. Wir wollen damit nichts „Schönfärben“ – wir kennen tiefe Sorge, echte Not, Kummer und Krankheit. Und wir wissen, dass es viele Menschen gibt, die es ungleich schwerer haben als wir es je hatten.

Aber Dankbarkeit ist eine große Ressource. Zu sehen, was an Schätzen im Leben einfach DA ist, nicht erarbeitet, verdient oder gekauft werden muss, schenkt Mut, Kraft und Zuversicht.

Wir möchten dazu aus dem Buch „Geflochtenes Süssgras“ von Robin Wall Kimmerer zitieren:

„In einer Konsumgesellschaft ist Zufriedenheit ein radikaler Vorschlag. Wenn wir Überfluss erkennen statt Knappheit, untergräbt das eine Wirtschaft, die darauf beruht, dass stets neue Bedürfnisse geweckt werden. Dankbarkeit stiftet eine Ethik der Fülle, während die Wirtschaft Leere braucht. Die Danksagung erinnert einen, dass man schon alles hat, was man braucht. Dankbarkeit schickt einen nicht zum Shoppen, um Bedürfnisse zu befriedigen; sie ist eher Geschenk als Ware und rührt daher ans Fundament der gesamten Wirtschaft. Ein Heilmittel für Land und Mensch zugleich…(….) Die Danksagung erinnert uns, dass Pflichten und Gaben zwei Seiten derselben Medaille sind.(…..) Und worin besteht die Pflicht der Menschen? Wenn Gaben und Verantwortung zusammengehören, dann ist die Frage: ‚Wo liegt unsere Verantwortung?‘ dieselbe wie die Frage: ‚Wo liegt unsere Gabe?‘ Es heisst, nur Menschen seien zu Dankbarkeit fähig. Sie gehört zu unseren Gaben.“

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