Dunkelzeit

Anfang Dezember, eine schlaflose Nacht.
In meinem Kopf drehen sich Zahlen und Fristen – zu viel Büro- und Computerarbeit, zu viel Verwaltungskram die letzten Tage. Gegen halb drei steh‘ ich auf, ringe nicht länger um Schlaf sondern zieh‘ mich warm an und gehe raus in die Nacht.


Direkt vor unserer Haustüre entfaltet sich ein Wunder!
Die letzten Wochen waren neblig, trüb und grau. Doch in dieser Nacht ist der Himmel klar, er leuchtet in tiefem Dunkelblau und ist übersät mit funkelnden Sternen.
Ich gehe auf die Wiese hinter dem Hof, den Hang aufwärts zu einem Platz, an dem zwei große Buchinnen stehen. Ich bewundere ihr grandioses Astwerk – eine Schönheit, die so nur im Winter zu sehen ist, wenn die Bäume keine Blätter tragen. Und während ich auf diesen Platz zu gehe zieht eine Sternschnuppe über’s Himmelszelt – sie ist hell und klar und fliegt wie in Zeitlupe. Ein Willkommensgruß, der mein Herz höher schlagen lässt vor Freude.

Ich setzte mich auf ein Schaffell zu Füssen der Buchinnen, sehe über die frostige Wiese zur Silhouette des Waldrandes, die sich wie ein filigraner Scherenschnitt schwarz gegen den Himmel absetzt. Ein Käuzchen ruft ganz in der Nähe und von weit her antwortet ein zweites. Ich höre ein Reh „bellen“, höre seine Hufe im Galopp über die gefrorene Erde trommeln.
Im Hintergrund webt das Rauschen des Höllbachs seinen Klangteppich.

Friedlich ist es und wunderschön.
Still und tief lebendig.

Ich bin aufgetaucht aus dem Lärm der Welt,
eingetaucht in die dunkle, nährende Umarmung der Erde.


. . . . .

Gerade habe ich mit meiner Tochter telefoniert. Sie war in einem großen Einkaufscenter – es ist 14 Tage vor Weihnachten – und hat mir einigermaßen frustriert erzählt, wie genervt, unfreundlich und aggressiv ihr die Menschen dort begegnet sind.
Ich kenne das gut – die Zeit vor Weihnachten, wenn die Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit, Ruhe und „heiler Welt“ groß, aber die Realität so anders ist. Wir haben uns so sehr verstrickt in „Welt“, haben uns in unserem eigenen Netz so sehr verheddert, dass wir uns überfordert und verloren fühlen.

Dabei sind wir umgeben vom Wunder des Lebens.
Es steckt IN uns, ist überall um uns herum. Wir müssten nur
einen Schritt heraus treten,
vielleicht in einen Wald, auf eine Wiese, an einen Bach.
Innehalten. Still werden
und lauschen.

Dann ist es da – das kostbare, einzigartige Wunder: LEBEN.

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