Wilde Kräuter

Heute ist der 21. Februar, es ist ein sonniger Tag. Ich komme gerade aus dem Garten mit einer üppig gefüllten Handvoll wilder Kräuter: Giersch, Löwenzahn, Brennessel, Taubnessel und Gundelrebe. Die Blätter sind noch klein, von intensivem Aroma und voller Lebenskraft. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, ich muss mich beherrschen, um sie nicht einfach alle zusammen gleich in meinen Mund zu stecken. Ich vermute, dass sich eine Kuh nach einem langen Winter im Stall ähnlich fühlt, wenn sie endlich wieder auf die Weide darf! Schwelgen in frischem Grün, saftige Kräuter – pure Lebenskraft für den wintermüden Körper. Ich werde mir heute Abend einen feinen Wildkräutersalat daraus zubereiten.

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Wildkräuter haben in den letzten Jahren mehr und mehr Einzug gehalten in unsere Ernährung. Aber erst in 2023, als ich mir das Sprunggelenk gebrochen hatte und meine Möglichkeiten im Gemüsegarten arg eingeschränkt waren, habe ich dieses Geschenk wirklich angenommen. Es ist fast grotesk, wie viel Arbeit, Zeit und Kraft ich investiere um Salat und Gemüse im Garten wachsen zu haben, während direkt daneben all das in absolut bester Qualität, mit ungleich viel wertvolleren Inhaltsstoffen und ganz von alleine wächst! Die Brennessel zum Beispiel stellt alle unsere Kulturgemüse in den Schatten. Sie enthält besonders viel Eisen, Kieselsäure, Magnesium, Kalium und Vitamin B. Sie ist ein Vitalisierungsmittel für sämtliche Körperfunktionen, für Leber, Bauchspeicheldrüse, Magen, Darm und Galle. Sie spült Schlacken aus dem Körper, verbessert den Boden, wächst im Überfluss und schmeckt bei all dem auch noch köstlich!

Wenn ich jetzt nur all die wilden Kräuter aufzählen würde, die als „Unkraut“ von alleine in unserem Garten wachsen und köstliche, gesunde, vitalisierende Nahrung für uns sind – es würde ein eigenes Buch daraus.

Es braucht die Bereitschaft, sich auf ungewohnte Geschmacksnuancen einzulassen, die Freude am Ausprobieren, ein paar alltagstaugliche Rezepte und ein bisschen Geduld, damit sich unser Körper umstellt und unsere Gewohnheiten sich verändern. Aber dann will man sie nicht mehr missen!

Für mich ist es eine berührende und wunderschöne Erfahrung zu ERNTEN ohne zu säen. Diese üppige Fülle, mit der die Erde uns versorgt – ein so vielfältiges, köstliches, kostenloses und reichhaltiges Angebot, das uns einfach so umgibt – ein Ausdruck dessen, dass für uns gesorgt ist. Ich fühle mich auch dadurch geliebt, willkommen und angenommen als Menschenwesen auf der Erde.

Die ersten Kräuter des Jahres enthalten viele Bitterstoffe und regen den Körper zum Entgiften und Entschlacken an – die ideale Frühlingskur. Wie alles in der Natur ist auch das perfekt arrangiert. Die Pflanzen versorgen uns bestens!

Es gibt hier wilde Haselnuss-Hecken, am Bach stehen imposante Schwarzerlen – sie sind um diese Zeit üppig bestückt mit Blüten, an denen sich bereits seit Tagen die Bienen stärken und Pollen sammeln für ihre erste Brut.

Auf unserem Spaziergang mit Maya habe ich Knospen von Bäumen und Sträuchern genascht – zartblaue von der Schwarzerle, weinrote vom Holunder, hellgrüne von der Heckenrose und braune von den Buchen. Kleine Kraftpakete für meinen Körper und aromatische Leckereien für meinen Gaumen.

 

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