Die Lust der Wildtiere ist der Frust des Selbstversorgers….
Seit vier Jahren bewirtschaften wir nun den Garten hier am Höllbachhof. Von Jahr zu Jahr beobachten wir, wie sich das Leben mehrt, wie die Insekten zahlreicher und vielfältiger werden, Bienenschwärme frei in unsere Beuten einziehen, Vogelpaare nisten und ihre Jungen hier groß ziehen.
Aber auch die Wühlmäuse vermehren sich rasant und erobern Beet für Beet unseren Gemüsegarten.
Bei dem berühmten Permakultur’ler Sepp Holzer habe ich gelesen, dass es “keine Schädlinge gibt, nur gierige Gärtner”. Das hab’ ich mir zu Herzen genommen und mich innerlich damit ausgesöhnt, dass etwa ein Drittel der Ernte an unsere Vogelfreunde und die Wühlmäuse geht.
Aber in diesem Jahr hat sich das Verhältnis umgekehrt und das war doch manchmal sehr frustrierend und entmutigend.
Begonnen hat es mit den frühen Zuckerschoten: diese wunderbaren Früchte gehören zu den ersten, die im Garten erntereif werden. Sie sind vielseitig verwendbar und köstlich und ihre Wurzeln reichern so ganz “nebenbei” auch noch den Boden mit Stickstoff an.
Die erste Portion haben wir geerntet. Dann haben die Vögel die köstlichen Kerne in den grünen Schoten entdeckt und allesamt leer gefressen. Das ging schneller als wir Netze aufstellen konnten.
Weiter ging’s auf unserem Acker. Wir haben vier lange Reihen Kartoffeln gepflanzt. Trotz heftiger Trockenheit haben alle gut gekeimt und kräftige, kleine Pflanzen ausgebildet. So dann kamen Scharen von Kartoffelkäfern geflogen und haben sich dankbar auf diesen Pflänzchen nieder gelassen, sich fleissig begattet, Eier gelegt und munter vermehrt. Wochenlang waren wir jede freie Stunde auf dem Acker und haben von Hand tausende Käfer, Larven und Eier abgesammelt. Sobald wir am Ende einer Reihe angelangt waren, konnten wir vorne von neuem beginnen. Es war uferlos.
Die Kartoffelkäfer haben hier keine natürlichen Fressfeinde. Nicht einmal Hühner oder Laufenten mögen die bitteren Gesellen! Sie sind extrem fruchtbar und können in einer Saison drei Generationen auf dem Acker etablieren. Sie fressen in Windeseile die Pflanzen kahl und die Kartoffelernte entfällt vollständig.
Ja, es gibt ein Spritzmittel, das auch die Bio-Bauern einsetzen dürfen. Aber auch wenn es sich bei dem Hauptwirkstoff um ein natürliches Öl handelt (Neemöl), vernichtet es neben den Kartoffelkäfern eben auch alle anderen Insekten, die auf dem Acker leben. Vor allem Marienkäfer legen ihre Eier ebenfalls gerne auf den Kartoffelpflanzen ab, aber auch das grüne Heupferd tummelt sich dort und viele Käfer und Krabbeltiere, die ich namentlich nicht mal kenne. Also scheidet diese Option aus und wir werden uns im nächsten Jahr auf zwei Kartoffel-Reihen reduzieren. Das ist von Hand leichter zu schaffen und reicht für unseren Eigenbedarf auch.
Als die Kartoffelkäfer mehr oder weniger erfolgreich abgewehrt waren, hatten dann die Wühlmäuse im Gemüsegarten die Vorherrschaft übernommen: Mehr als siebzig Salatköpfe, mindestens 40 Kürbisse, 12 Gurkenpflanzen und nahezu alle Karotten und rote Beete haben sie vollständig verspeist.
Parallel dazu haben unsere Vogelfreunde, die zum Glück auch die Kohlpflanzen komplett raupenfrei gehalten haben, die Blaubeeren und Erdbeeren verspeist. Sobald eine Frucht annähernd reif war, war sie weg.
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Während ich diese Zeilen schreibe, kann ich die Vögel beobachten, die sich den ganzen Tag über das Futter aus unseren drei Vogelhäuschen holen. Verschiedene Meisenarten (Blau- und Kohlmeisen, Tannen- und Haubenmeisen), ein paar Rotkehlchen, Kleiber und ab und zu ein Buntspecht. Ich liebe diese wackeren, kleinen Kerlchen, die so unerschrocken der Kälte trotzen und emsig den ganzen Tag Futter sammeln. Wie könnte ich ihnen die Freude an unseren sommerlichen Beeren verwehren?
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Unser Walnussbaum hat in diesem Jahr spät noch mal Frost abbekommen und deshalb keine Früchte ausgebildet. Dafür hingen die Haselnuss-Sträucher üppig voll. Zum Glück für die Eichhörnchen! In diesem Jahr gab es im Wald überhaupt keine Eicheln und nur sehr wenig Bucheckern So waren diese Wildtiere in Not und haben innerhalb von wenigen Tagen alle Haselnuss-Sträucher hier am Hof abgeräumt.
Auch dem Eichelhäher fehlten seine Waldfrüchte. Er hat dafür die Samenstände unserer Mohnblumen, von Herzgespann und Liebstöckel gepflückt.
Unser Plan sieht nun vor, dass wir eine lange Reihe im Gemüsebeet komplett mit Hasendraht unterlegen und einfassen, damit wir ein sicheres Beet für Karotten, Salat und Gurken haben.
Und Nussbäume werden so viele gepflanzt, dass auch dann Nüsse für uns übrig bleiben, wenn wir die Waldtiere mit versorgen.
Für die Beeren bauen wir stabile Rahmen mit Netzen, damit wenigstens ein Teil von uns geerntet wird. Wir teilen gerne. Aber am Ende sollte genug übrig sein, dass wir im Winter kein Gemüse einkaufen müssen 😉