Wir sind umgeben von einer Fülle, einer Lebendigkeit und Fruchtbarkeit, die mich fast sprachlos macht. Überall fliegt und summt es: Vögel, Bienen, Schmetterlinge und so viele verschiedene Insekten – die meisten sind mir nie zuvor begegnet.
Abends im Garten gehen Igel, Kröten und Frösche auf Wanderschaft, in einer alten Badewanne und im ausgedienten Klärteich wachsen Kaulquappen heran, Milane ziehen mayestetisch ihre Kreise am Himmel. Wilde Kräuter und Blumen überziehen die fruchtbare Erde und unsere Obstbäume und Beerensträucher haben überschwänglich viele Früchte angesetzt. Sogar der große Walnussbaum hinter der Scheune trägt in diesem Jahr.

So viel Leben überall. Paradiesisch.

Daneben und in krassem Gegensatz der Alltag in Hohenbrunn (das ist im Südosten von München). Wenn ich dort über die Felder gehe oder im Garten werkle, sehe ich keine Bienen, ab und zu mal eine Hummel, keine Schmetterlinge, die Luft ist wie leer gefegt. Unsere Bauern sind mit massivem Gerät ausgestattet, die Felder ausgeräumt, nichts Wildes weit und breit. Es wird gespritzt und gedüngt, mehrmals in jeder Wachstumsperiode, weil es immer einen Schädling gibt, ein “Un-“kraut  oder einen Pilz, der bekämpft werden muss.
Wir haben vor ein paar Jahren auf fünf Hektar Insektenparadies und Bio-Kräuterwiese dort eingesät. Zu Beginn wurden diese blühenden Inseln noch von vielen Insekten dankbar angenommen. Inzwischen sind auch diese blühenden Inseln wie leer gefegt.

Das ist mir ein täglicher Schmerz, ich laufe über lebloses Land und kann’s kaum aushalten.

Hätte ich die nötige Macht – ich würde die konventionelle Landwirtschaft verbieten. Umgehend. Unzählige Bücher, Untersuchungen und Berichte belegen, wie sehr Spritz- und Düngemittel alles Leben vergiften, reduzieren, das ökologische Gleichgewicht zerstören, unser Trinkwasser schädigen. Und es ist längst bewiesen, dass wir die Welt mit biologischer Wirtschaftsweise auf Dauer sicher und gesund ernähren könnten. (Das Buch “Foodcrash – wir werden uns biologisch ernähren oder gar nicht mehr” kann ich jedem empfehlen, der sich näher mit dem Thema befassen möchte).

Was können wir tun?
Die große Antwort kenne ich nicht. Aber ein erster, wichtiger Schritt wäre es,
BIOLOGISCH erzeugte Lebensmittel einzukaufen
. Das ist ein Schritt, den jeder sofort tun kann. Auf einem Bioacker ist Gift nämlich einfach verboten.

AUFMERKSAM sein und erkennen, wie die wilde Natur schwindet. Wenn wir das nicht mehr wahrnehmen, wird sich das nicht mehr ändern!

 

Hier am Hof arbeiten wir daran, unser kleines Paradies zu erhalten, die Vielfalt zu mehren, dem Leben zu dienen. Hecken und Bäume zu pflanzen, Teiche anzulegen, wildes Terrain für wildes Leben zu bewahren. In der Hoffnung und mit dem Wissen, dass es viele kleine “Inseln” gibt, wo das Leben geehrt und geschützt wird.