Ich kann mich noch gut an meine „Pendel-Zeit“ erinnern, als ich unter der Woche in Hohenbrunn war und nur meine Wochenenden am Höllbachhof verbracht habe. Jedes Mal wenn ich hier angekommen bin war das einfach wunder-voll! Mir war in jedem Moment bewußt, was für ein Geschenk es ist, dass ich hier sein kann, hier leben darf, diesen Ort hüten, hegen und pflegen darf. Da war nur Glück und Freude, Genuss und Wohlgefühl.
Doch dieses paradiesische Gefühl wurde Alltag, der Alltag wurde Pflicht und unbemerkt hat der innere „Antreiber“ das Ruder übernommen. Wir haben so viele Ideen aus purer Freude geboren und wurden mit der Zeit doch immer mehr zu geknechteten Erfüllungsgehilfen unserer eigenen Ansprüche.
Der Unterschied liegt dabei nicht in dem, WAS oder WIEVIEL wir tun
sondern in der Art und Weise, WIE wir es tun.
Wenn ich im „falschen Modus“ bin, werde ich tief traurig. Vor allem im Sommer, wenn die „to-do-Liste“ endlos ist und ich immer nur das Nötigste schaffe, braut sich innerlich eine große Resignation zusammen. So war das nicht gedacht!!!
Das wichtigste Kriterium ist für mich, ob ich präsent bin in meinem Tun, ob ich aus einem Zustand der Liebe und Verbundenheit heraus handle. Wenn meiner Arbeit die Liebe und Verbundenheit fehlt, handelt es sich ganz klar um „Themaverfehlung“!
Wie geht es, WACH zu bleiben?
Wie gelingt es, möglichst immer aus der Freude heraus zu handeln?
Wie kultiviert man den „Anfängergeist“ – eine Haltung, die es möglich macht für all die Wunder des (all)täglichen Lebens empfänglich zu sein und auch zu bleiben?
Wir sind überall und jederzeit von Wundern umgeben!
Manchmal stelle ich mir vor, die Erde wäre ein weit entfernter Planet, den wir gerade erst entdecken. All das Leben auf ihr, das wir zum ersten mal bestaunen und erforschen. Ich stelle mir vor, wir hätten uns nicht schon längst an all die unglaublichen Dinge gewöhnt, die sich überall und ständig vollziehen: Wenn sich eine dicke Raupe zum Beispiel in einen Kokon einspinnt, verflüssigt und dann als Schmetterling wieder „geboren“ wird! Oder wenn sich ein Huhn auf ein Ei setzt und nur durch die konstante Wärme in diesem Ei ein kleines Leben zu wachsen beginnt. Wenn ein trockener, hauchdünner, winzig brauner „Brösel“ in die Erde fällt und im nächsten Frühling ein Baum daraus wächst! All das ist einfach unglaublich. Faszinierend! Überwältigend schön und völlig unerklärlich! Wir haben uns nur so sehr daran gewöhnt, dass wir es kaum noch WAHR NEHMEN.
Die Gewohnheit macht, dass aus dem Glück, ein kleines Stück dieses wunder-vollen Planeten hüten, hegen und pflegen zu dürfen, Pflicht wird. Es wird Arbeit, die ERLEDIGT werden muss. Das ist absurd.
Ich habe mir im März 2023 das Sprunggelenk gebrochen. Und ich habe sofort verstanden, dass dieser „full stopp“ dazu gedacht ist, inne zu halten. Mich neu auszurichten, den Umfang unserer Projekte, die täglichen Arbeiten und Pflichten zu reduzieren. So weit zu reduzieren, dass wieder genug Zeit bleibt um zu staunen, berührbar und dankbar zu sein.
Auch dankbar dafür, dass meine Beine mich seit Jahrzehnten klaglos überall hin tragen, meine Hände und Arme all die Dinge tun, die ich tun will. Mein Körper so stark und zäh ist, dass ich dieses Hof-Leben uneingeschränkt führen kann.
Ich übe.
Ich übe, um ein staunender Anfänger zu bleiben.
Wir sind von Wundern umgeben, auf Schritt und Tritt