Wie kostbar Wasser für uns ist – als Lebens-Mittel, Informations- und Energieträger, Heilmittel und Lebensgrundlage für Tiere und Pflanzen – das kann ich hier nicht einmal ansatzweise angemessen darstellen.

Wir leben in einer Region, in der Wassermangel (noch) kein Thema ist. Unser Wasserverbrauch ist immens, Tendenz steigend.  Dazu nur ein paar wenige Zahlen: 3.900 Liter – soviel Wasser verbraucht jeder von uns täglich. 122 Liter davon fließen durch Wasserhähne, Toiletten oder Waschmaschinen. Der größte Teil steckt in Lebensmitteln, Textilien und anderen Produkten, die wir kaufen. Allein die Herstellung eines T-Shirts aus Baumwolle verbraucht 2700 Liter Wasser.
Im globalen Durchschnitt sind (lt. Albert-Schweizer-Stiftung) über 15.400 Liter Wasser in nur einem Kilogramm Rindfleisch!

In den letzten drei Jahren haben wir auch in Deutschland erste “Dürreperioden” erlebt – in manchen Regionen hat es wochenlang gar nicht geregnet, die Wälder brannten, der Borkenkäfer breitet sich rasant aus, Mißernten und sinkende Grundwasserspiegel waren auch bei uns plötzlich in den täglichen Nachrichten.

Ein erster Schritt zu einem anderen Umgang mit Wasser ist Bewusstsein. Die Kenntnis davon, wie viel Wasser z. B. für blütenweisses Kopierpapier benötigt wird, für die Erzeugung von Fleisch, für die Nutzung von Toilettenspülungen etc. ist eine notwendige Voraussetzung dafür, dass wir unseren Verbrauch reduzieren können.

Ein zweiter Schritt ist z. B. die Nutzung von Regenwasser. Regenwasser muss nicht erst aufwendig gereinigt werden, es muss nicht erst den Weg durch die Kanalisation und das Klärwerk durchlaufen, bevor wir es verwenden können. Wir können es gleich vor Ort für Toilettenspülungen, Waschmaschinen und als Gießwasser für den Garten nutzen.

Weil wir hier am Hof in den trockenen Sommermonaten unseren Gemüsegarten regelmäßig bewässern müssen, haben wir vor Kurzem die Regenrinnen der großen Scheune so zusammengeführt, dass wir zwei Zisternen mit insgesamt 20.000 Litern Wasser befüllen können. Diese Zisternen sind im Boden vergraben, das Wasser kann mithilfe einer Pumpe über den normalen Gartenschlauch verteilt werden.

An der Idee, auch die Toilettenspülungen im Seminarhaus mit Regenwasser zu versorgen, tüfteln wir bereits…

Wir haben noch enorm Einsparpotential, aber der erste Schritt ist getan 🙂

 

 

 

Ende September 2019 haben wir unsere Solaranlage mit Batteriespeicher in Betrieb genommen und konnten in 2020 satte 76 % unseres gesamten Strombedarfs (inkl. Warmwasserbereitung in den Sommermonaten!) damit abdecken.

Im April 2020 erfolgte der zweite Schritt unserer “Energiewende”: Wir haben die 32 Jahre alte Ölzentralheizung ausgebaut und durch eine hoch effiziente Scheitholzheizung von ETA ersetzt. Mit 4.000 Liter Pufferspeicher ist die neue Holzheizung stark genug um das Haupt- und Seminarhaus, das Duschhäusl und das Rote Häuschen auch an frostigen Tagen wohlig warm zu machen. Das Seminarhaus ist bereits mit einer Wärmeleitung angeschlossen, den Anschluss für das Duschhäusl und das Rote Häuschen erstellen wir in den kommenden Monaten.

In den Brauchwasserspeicher haben wir ein Heizschwert eingebaut, so dass der Sonnenstrom vom Dach auch unser Warmwasser erzeugt.

Unser Holz liefern zwei Bauern aus der unmittelbaren Umgebung. Beide arbeiten mit kleinsten Maschinen, behutsam und sorgfältig und verwenden ausschließlich Holz von Bäumen, die durch Borkenkäferbefall, Windbruch oder beim Durchforsten anfallen. Und unser Spaltgerät und die Kreissäge können wir mit Sonnenstrom betreiben 🙂

 

Warum wir uns für eine Holzheizung entschieden haben

Zwei Jahre lang haben wir uns intensiv mit allerlei Heizkonzepten beschäftigt. Zunächst hatten wir die Idee einer Wasser/Wasser-Wärmepumpe favorisiert: mit einem Wärmetauscher wollten wir dem Bachwasser auf einem kurzen Stück 4 bis 5 Grad Wärme entziehen und diese Wärme in Kombination mit Ökostrom als Basis für unsere Heizung verwenden. Die Bauvoranfrage beim Landratsamt verlief positiv, durch eine 45 %ige Förderung vom Staat wären auch die enorm hohen Kosten machbar gewesen….aber dann stellte sich heraus, dass der Bach bereits im Oktober auf drei bis vier Grad abkühlt und eine Wärmeentnahme daher in den Wintermonaten undenkbar ist.

Eine Luft/Wasser-Wärmepumpe kommt aufgrund des hohen Heizbedarfs (wir leben schließlich in alten Bauernhäusern) nicht in Frage.

Daneben haben wir mit einem 60-KW-Blockheizkraftwerk geliebäugelt, das mit Hackschnitzeln zu betreiben wäre. So hätten wir Wärme und Strom gleichzeitig, Strom vor allem in den dunklen Wintermonaten und speziell das war sehr verlockend!  Diese Anlage hat aber einen hohen Platzbedarf. Wir hätten dafür ein extra Gebäude für die Heizung und die erforderlichen Hackschnitzel erstellen müssen, eine Wärmeleitung um den Hof herum legen und das hätte am Ende einfach zu viel Geld gekostet.

Wichtig war für uns, dass der “Rohstoff”/das “Futter” für unsere Heizung aus der Region kommt, dass Herkunft und Gewinnung nachvollziehbar ist, dass wir möglichst unabhängig von großen Zulieferern sind (das spricht z. B. gegen Holzpellets) und langfristig auch in die Lage kommen können, unseren Bedarf sogar aus eigenem Anbau/Bestand zu decken (z. B. Kurzumtriebsplantage oder eigener Wald).

Nun haben wir den ersten Winter mit unserer Scheitholzheizung hinter uns und sind super zufrieden!

 

 

 

Corona hat auch unsere Seminarplanung natürlich komplett über den Haufen geworfen. Mit unserem Gruppenschlafraum und den Gemeinschaftsduschen können wir die derzeit geltenden Hygieneschutzvorschriften nicht erfüllen. Aus diesem Grund haben wir für 2021 lediglich zwei Visionssuchen geplant, die im “Notfall” auch als reine Outdoorveranstaltungen möglich wären.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Die Frage, worum es in unserem Leben gehen soll, was unser Beitrag zur Gemeinschaft ist und wie wir dem Leben dienen können, rückt durch die Corona-Krise mehr denn je in den Fokus. Die Visionssuche ist ein wunderbares “Werkzeug” um uns mit der wilden Natur zu verbinden, ganz und gar lebendig zu sein und uns neu auszurichten.  Dazu laden wir Dich besonders auch im “Corona-Jahr 2021” ganz herzlich ein:

Visionssuche mit Gabriele Kaupp und Geseko von Lüpke
07. bis 20. Juli 2021
Infos zur Visionssuche

und

herzwärts – Visionssuche mit Ursula Wältring und Angela Schmid
22.09. bis 03.10.2021
Infos zur Visionssuche

 

Für Fragen zu den Kursen wende Dich bitte jeweils
an die im Link angegebenen Veranstalter.

 

Rückverbindung mit der Natur – der inneren wie der äußeren.
Selbsterfahrung, heilsame Bewegung, Meditation und wertschätzende Kommunikation. 
Permakultur und Selbstversorgung.
Das sind die Themen, die 2020 an diesem kraftvollen Ort wieder Raum finden.
Herzlich willkommen!

 

Für Fragen zu den Kursen wende Dich bitte jeweils an die im Flyer/Link angegebenen Veranstalter. Die Infos zu den Seminaren ab September folgen.

 

 

 

  • Visionssuche mit Gabriele Kaupp und Geseko von Lüpke,
    24. Juni bis 07. Juli 2020, FlyerVisionQuest2020

 

 

Friedensreich Hundertwasser schuf 1988 ein Bild mit dem Titel “Friedensvertrag mit der Natur”. Wie kein anderer Künstler war er der Natur zugewandt, liebte und verehrte sie, verstand und erfühlte sie und rief unermüdlich uns – seine Mitmenschen – zu einem neuen Bündnis mit  der Natur auf. Er inspiriert und berührt mich zutiefst, seine Texte treffen den Kern dessen, was “schief läuft” in unserer Epoche.

Mutig, unerschütterlich und aufrecht stand er als Künstler für eine Rückverbindung mit der Natur.

Eine liebe Freundin hat mir heute diesen Text von ihm per Post geschickt.
Es ist Sylvester, ein neues Jahr will gelebt und erfüllt werden und dieser Text genau zu diesem Fest besonders gut.

Deshalb möchte ich ihn mit Dir teilen:

“Das Recht und die Pflicht der Menschheit, alle Streitigkeiten zwischen Menschen beiseite zu legen und einen Friedensvertrag mit der Natur zu schließen, der einzigen übergeordneten Macht, von der der Mensch abhängig ist. Der Friedensvertrag mit der Natur muss folgende Punkte beinhalten:

  1. Wir müssen die Sprache der Natur lernen, um uns mit ihr zu verständigen.
  2. Rückgabe von Territorien an die Natur, die der Mensch sich widerrechtlich angeeignet und vergewaltigt hat.
  3. Toleranz der Spontanvegetation.
  4. Die Schöpfung des Menschen (Kunst) und die Schöpfung der Natur müssen wiedervereinigt werden. Die Entzweiung dieser Schöpfung hatte katastrophale Konsequenzen für die Menschen.
  5. Leben in Harmonie mit den Gesetzen der Natur.
  6. Wir sind nur Gäste der Natur und müssen uns dementsprechend verhalten. Der Mensch ist der gefährlichste Schädling, der je die Erde verwüstet hat. Der Mensch muss sich selbst in seine ökologischen Schranken zurückverweisen, damit die Erde sich erholen kann.
  7. Die menschliche Gesellschaft muss wieder eine abfalllose Gesellschaft werden. Denn nur der, der seinen eigenen Abfall ehrt und wiederverwertet in einer abfalllosen Gesellschaft, wandelt Tod in Leben um und hat das Recht, auf dieser Erde fortzubestehen. Dadurch, dass er den Kreislauf respektiert und die Wiedergeburt des Lebens geschehen lässt.”

Bruthühner sind eine Seltenheit geworden.
Wenn ein Huhn brütet, sich also auf ein Nest mit Eiern setzt und so lange sitzen bleibt, bis aus den Eiern kleine Küken schlüpfen, hört es auf täglich ein Ei zu legen. Meist macht es dann sogar eine längere Legepause, denn nach erfolgreicher Brut widmet sie sich zuerst einmal über Wochen liebevoll ihren Küken und sucht frisches, gesundes Futter, um auch die eigenen Reserven wieder aufzufüllen.

In einer Landwirtschaft, die auf Masse setzten muss, weil die Preise und Margen keinen Spielraum lassen, ist ein solches Verhalten unerwünscht weil unrentabel.
Die Eier werden effektiv in Brutautomaten ausgebrütet, Hühner mit starkem Bruttrieb werden nicht weiter für die Zucht verwendet und so bleibt am Ende ein legefreudiges Hochleistungshuhn, das geschlachtet wird sobald es in die erste Mauser (Federwechsel nach ca. 1,5 Jahren) kommt.

Wir haben in den letzten Jahren immer wieder Hühner alter Hühnerrassen eingekreuzt. Unsere Grundlage war das “New Hempshire”-Huhn – ein gutes und solides “Zweinutzungshuhn”, das leckere Eier legt und auch genug Fleisch ansetzt.

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Bunte Hühnerschar mit Hahn

Diese Rasse hat aber keinen ausgeprägten Bruttrieb und so haben wir ein paar Altsteirer Hühner, Sulmtaler, Sperber und Deutsches Reichshuhn (ja ich weiß, ein blöder Name….heisst aber trotzdem so und ist ein tolles Huhn!) eingekreuzt.

Auffällig war sofort, dass die Küken, die von einem Huhn (statt von einem Automaten) ausgebrütet wurden, selbst einen deutlich stärkeren Bruttrieb haben. Im Lauf der Zeit entwickelten sich immer mehr Hühner mit Bruttrieb und im letzten Frühling/Sommer hatten wir insgesamt acht (!!!) Hühner, die sich ein Nest angelegt haben (im Hühnerstall, im Ziegenstall, im Hof…) und Eier ausgebrütet haben. Wir nehmen diese Hühner gerne aus dem Hühnerstall und quartieren sie in ein “Einzelzimmer”, denn auf diese Weise können andere Hühner keine frischen Eier dazu legen und das Bruthuhn kann in aller Ruhe Brutpflege betreiben.

Wenn die Küken schlüpfen, lassen wir die Glucke mit ihrer Schar zuerst in den Hof. Dort sind sie vor Feinden besser geschützt, finden ausreichend Futter und bewegen sich in einem übersichtlichen Rahmen, d. h. die Küken gehen auch nicht so leicht verloren.

Mittagspause auf dem Fels unterm Apfelbaum

Für uns ist es bezaubernd, wenn wir am Tisch in der Stube sitzen und vor dem großen Fenster die Küken mit ihrer Mutter beobachten können!

Pubertäre Hühnerküken auf unserem Fensterbrett vor der Stube

Auffallend ist auch, dass diese Küken – die von ihrer Mutter alles Wichtige lernen – ungleich viel klüger, vorsichtiger und wehrhafter sind als ihre Artgenossen aus dem Brutautomaten. Sie fangen Insekten aus der Luft, wissen wo sie saftige Käfer und Würmer finden, liegen genüsslich in der Mittagssonne und baden in Sand und trockener Erde (auf diese Weise halten sie sich Parasiten vom Leib).

am Futterplatz in der Wiese

Und wenn wir Dir jetzt Lust gemacht haben ein Bruthuhn zu beherbergen
und Du viel Platz und einen sicheren Stall zur Verfügung hast: wir würden in diesem Frühling sogar das ein oder andere Bruthuhn abgeben, denn wir haben nun mehr als wir brauchen und es wäre uns eine Freude, wenn sich zumindest bei Hobbyhaltern wieder natürliche Hühner verbreiten würden (in unserer Familie haben wir schon für entsprechende Verbreitung gesorgt! Neffe und Geschwister sind bereits “infiziert”…).

Schreib’ uns einfach, wir würden uns freuen! info@hoellbachhof.de

Am 22. Dezember 2014, vor fünf Jahren also, sassen wir in Burgweintingen beim Notar und haben den Kaufvertrag für den Höllbachhof unterschrieben. Mein Gott war ich damals aufgeregt….

Fünf Jahre. Eigentlich fühlt sich das völlig unwirklich an.
Wir haben oft das Gefühl, schon viel länger hier zu leben. Wir sind in diesen Jahren Stück für Stück mit dem Hof zusammen gewachsen, vertraut geworden, er ist uns Heimat im besten Sinn des Wortes geworden. Es ist eine Liebesbeziehungen gewachsen zwischen uns und diesem himmlischen Ort mitten in der “Hölle”.

Im Rückblick sehe ich, wie viel wir hier schon “geschafft” haben in so kurzer Zeit:

Am Anfang stand der “Nestbau”. Wir haben die Stube in einen hellen, freundlichen Raum umgestaltet – die dunkle Vertäfelung aus antikem Holz abgebaut, einen Durchbruch in die dicke Granitmauer gestemmt und ein großes Fenster mit Balkontüre zum Hof eingebaut.
Wir haben eine Küche ins Seminarhaus eingebaut, damit die Seminargäste dort alles vorfinden was sie brauchen und wir unseren Privatbereich für uns privat bewohnen. Wir haben Betten für den Gruppenschlafraum gebaut um das Matratzenlager aufzuwerten. Wir haben fünf Gästezimmer im Haupthaus saniert, neu eingerichtet und einen eigenen Zugang geschaffen. Wir haben die Holzterrasse am Seminarhaus erneuert und das Seminarhaus baurechtlich genehmigen lassen.

Seminarhaus im Spätsommer

Wir haben hinter dem Hof eine Streuobstwiese mit 70 Obstbäumen gepflanzt. Haben auf dem Schotterhügel neben dem Parkplatz einen Waldgarten angelegt, der durch viel Mulch und Pflege nun auf fruchtbarem, üppigen Humus wächst.

Obstbaum-jung

Streuobstwiese frisch gepflanzt

Wir haben dreissig Rosenbüsche, zwanzig Lavendelstauden und 50 Phloxstauden gepflanzt, damit Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten den ganzen Sommer über zuverlässig Futter finden.

Blumen und Gemüse

Lavendel, Stefan und ein “Schwalbenschwanz”

Wir haben alte Zäune entfernt, entrümpelt, geputzt und geordnet.

Wir konnten in Zumhof (ca. 5 km von hier) 4 ha Land dazu kaufen – 1 ha Acker und 3 ha Grünland. 40.000 qm die wir biologisch bewirtschaften, wo das Futter für unsere Tiere und Ackerfrüchte für uns wachsen.

Der Acker in Zumhof

Wir haben eine Scheune gebaut und eine Photovoltaikanlage installiert.

Und das ist wohl erst der Anfang, den Ideen haben wir im Überfluss und Freude am Tun ebenfalls.

Im nächsten Schritt werden wir eine neue Holzheizung für den Hof anschaffen. Unsere Ölheizung ist rund 35 Jahre alt und Erdöl ist auf Dauer für uns keine Option. Brennholz gibt es hier im Bayerischen Wald mehr als genug. Der Borkenkäfer vernichtet im trockenen Sommer unzählige Fichten und wir sind zuversichtlich, dass wir auch langfristig unseren gesamten Holzbedarf durch Käfer- und Bruchholz decken können, d. h. wir werden das Holz bei den umliegenden Bauern kaufen, wo wir sicher sein können, dass keine monströsen Maschinen gesunde Bäume abmähen, sondern in kleinteiliger Handarbeit Bruch- und Käferholz aussortiert und zu Brennholz verarbeitet wird.

Unser Traum ist es, den Hof mit weitläufigen Hecken zu umfassen. Wildhecken, die Windschutz bieten, Nistplatz und Futterquelle für Wildtiere sind. Dieses “Projekt” wird sich wohl über Jahre erstrecken – von Herbst zu Herbst ein paar Meter mehr.

In einem nassen Stück Wiese haben wir im Sommer ein “Probeloch” gegraben um über’s Jahr zu beobachten, ob sich dort ausreichend Wasser für einen Teich sammeln ließe. Das Ergebnis ist besser als erhofft: Die Erde dort ist so lehmig, dass sich das Wasser ohne weitere Maßnahme sammelt und hält. Unser “Miniteich” hielt auch in der trockenen Sommerzeit mühelos den Wasserstand! Wir werden die Wintermonate nutzen und beim Naturschutzamt anfragen, um dort ein Biotop mit Teich errichten zu dürfen.

Alles, was wir unternehmen, dient dem einen Zweck: das Leben in dem uns möglichen kleinen Rahmen zu hüten, zu ehren und zu mehren.

Die Lust der Wildtiere ist der Frust des Selbstversorgers….

Seit vier Jahren bewirtschaften wir nun den Garten hier am Höllbachhof. Von Jahr zu Jahr beobachten wir, wie sich das Leben mehrt, wie die Insekten zahlreicher und vielfältiger werden, Bienenschwärme frei in unsere Beuten einziehen, Vogelpaare nisten und ihre Jungen hier groß ziehen.

Bienenschwarm zieht in Beute ein

Aber auch die Wühlmäuse vermehren sich rasant und erobern Beet für Beet unseren Gemüsegarten.

Bei dem berühmten Permakultur’ler Sepp Holzer habe ich gelesen, dass es “keine Schädlinge gibt, nur gierige Gärtner”. Das hab’ ich mir zu Herzen genommen und mich innerlich damit ausgesöhnt, dass etwa ein Drittel der Ernte an unsere Vogelfreunde und die Wühlmäuse geht.

Aber in diesem Jahr hat sich das Verhältnis umgekehrt und das war doch manchmal sehr frustrierend und entmutigend.

Begonnen hat es mit den frühen Zuckerschoten: diese wunderbaren Früchte gehören zu den ersten, die im Garten erntereif werden. Sie sind vielseitig verwendbar und köstlich und ihre Wurzeln reichern so ganz “nebenbei” auch noch den Boden mit Stickstoff an.

Die erste Portion haben wir geerntet. Dann haben die Vögel die köstlichen Kerne in den grünen Schoten entdeckt und allesamt leer gefressen. Das ging schneller als wir Netze aufstellen konnten.

Weiter ging’s auf unserem Acker. Wir haben vier lange Reihen Kartoffeln gepflanzt. Trotz heftiger Trockenheit haben alle gut gekeimt und kräftige, kleine Pflanzen ausgebildet. So dann kamen Scharen von Kartoffelkäfern geflogen und haben sich dankbar auf diesen Pflänzchen nieder gelassen, sich fleissig begattet, Eier gelegt und munter vermehrt. Wochenlang waren wir jede freie Stunde auf dem Acker und haben von Hand tausende Käfer, Larven und Eier abgesammelt. Sobald wir am Ende einer Reihe angelangt waren, konnten wir vorne von neuem beginnen. Es war uferlos.

Kartoffelkäferlarven und Marienkäfer

Die Kartoffelkäfer haben hier keine natürlichen Fressfeinde. Nicht einmal Hühner oder Laufenten mögen die bitteren Gesellen! Sie sind extrem fruchtbar und können in einer Saison drei Generationen auf dem Acker etablieren. Sie fressen in Windeseile die Pflanzen kahl und die Kartoffelernte entfällt vollständig.

Ja, es gibt ein Spritzmittel, das auch die Bio-Bauern einsetzen dürfen. Aber auch wenn es sich bei dem Hauptwirkstoff um ein natürliches Öl handelt (Neemöl), vernichtet es neben den Kartoffelkäfern eben auch alle anderen Insekten, die auf dem Acker leben. Vor allem Marienkäfer legen ihre Eier ebenfalls gerne auf den Kartoffelpflanzen ab, aber auch das grüne Heupferd tummelt sich dort und viele Käfer und Krabbeltiere, die ich namentlich nicht mal kenne. Also scheidet diese Option aus und wir werden uns im nächsten Jahr auf zwei Kartoffel-Reihen reduzieren.  Das ist von Hand leichter zu schaffen und reicht für unseren Eigenbedarf auch.

Kartoffelkäferlarven

Als die Kartoffelkäfer mehr oder weniger erfolgreich abgewehrt waren, hatten dann die Wühlmäuse im Gemüsegarten die Vorherrschaft übernommen: Mehr als siebzig Salatköpfe, mindestens 40 Kürbisse, 12 Gurkenpflanzen und nahezu alle Karotten und rote Beete haben sie vollständig verspeist.

Parallel dazu haben unsere Vogelfreunde, die zum Glück auch die Kohlpflanzen komplett raupenfrei gehalten haben,  die Blaubeeren und Erdbeeren verspeist. Sobald eine Frucht annähernd reif war, war sie weg.

….

Während ich diese Zeilen schreibe, kann ich die Vögel beobachten, die sich den ganzen Tag über das Futter aus unseren drei Vogelhäuschen holen. Verschiedene Meisenarten (Blau- und Kohlmeisen, Tannen- und Haubenmeisen), ein paar Rotkehlchen, Kleiber und ab und zu ein Buntspecht. Ich liebe diese wackeren, kleinen Kerlchen, die so unerschrocken der Kälte trotzen und emsig den ganzen Tag Futter sammeln. Wie könnte ich ihnen die Freude an unseren sommerlichen Beeren verwehren?

Finkenschwarm am Vogelhaus

….

Unser Walnussbaum hat in diesem Jahr spät noch mal Frost abbekommen und deshalb keine Früchte ausgebildet. Dafür hingen die Haselnuss-Sträucher üppig voll. Zum Glück für die Eichhörnchen! In diesem Jahr gab es im Wald überhaupt keine Eicheln und nur sehr wenig Bucheckern  So waren diese Wildtiere in Not und haben innerhalb von wenigen Tagen alle Haselnuss-Sträucher hier am Hof abgeräumt.

Auch dem Eichelhäher fehlten seine Waldfrüchte. Er hat dafür die Samenstände unserer Mohnblumen, von Herzgespann und Liebstöckel gepflückt.

Unser Plan sieht nun vor, dass wir eine lange Reihe im Gemüsebeet komplett mit Hasendraht unterlegen und einfassen, damit wir ein sicheres Beet für Karotten, Salat und Gurken haben.
Und Nussbäume werden so viele gepflanzt, dass auch dann Nüsse für uns übrig bleiben, wenn wir die Waldtiere mit versorgen.
Für die Beeren bauen wir stabile Rahmen mit Netzen, damit wenigstens ein Teil von uns geerntet wird. Wir teilen gerne. Aber am Ende sollte genug übrig sein, dass wir im Winter kein Gemüse einkaufen müssen 😉

 

 

Im April kam ein großer Karton mit 76 kleinen Pflänzchen – unsere zweijährigen Paulownia-Baumkinder aus der Paulownia-Baumschule. Sie sollten unsere Baum-Pioniere auf dem Acker sein.

Im Lauf der nächsten beiden Jahre wollen wir nämlich unseren Acker (1 Hektar in Zumhof) in eine kleine “Baumfeldwirtschaft” umwandeln: Wir werden vier lange Reihen mit Bäumen pflanzen, die den Acker in drei Stücke gliedern. Der große Vorteil einer solchen Mischung aus Acker und Baumreihen besteht im Zusammenspiel: Das Laub der Bäume fördert den Humusaufbau und in den heissen, trockenen Sommermonaten spenden die Bäume den Ackerfrüchten Schatten, bieten Schutz bei Starkregen und Wind. Zudem wird der Ertrag auf der Fläche insgesamt gesteigert: zwar wird sowohl die Ertragsmenge der Feldfrüchte wie auch der Bäume durch die dichte, intensive Nutzung etwas eingeschränkt, zusammen ergibt diese Mischung jedoch eine Ertragssteigerung.

Auch das ist Permakultur: es geht darum, die Garten- und Feldflächen möglichst intensiv zu bewirtschaften, den Ertrag zu steigern, um der Natur im Ausgleich Wildnisräume zurück zu geben. Flächen, die dann entsprechend nicht beerntet und “kultiviert” werden, sondern Rückzugsraum für Wildtiere und -pflanzen sind.

Langfristig ist der Plan, dass die Baumreihen auf dem Acker uns mit Brennholz versorgen. Wir wählen daher Baumarten, die man gut “auf den Stock setzten” kann, deren Stamm also nach ein paar Jahren abgeschnitten wird und die dann in der Lage sind, aus den Wurzeln neu auszutreiben. So werden die Bäume nicht getötet, sondern lediglich das Holz geerntet. Für diese Wirtschaftsweise eignen sich z. B. Weiden, Haselnüsse, Pappeln und: die PAULOWNIA.

Die Paulownia ist noch ein Neuling hier in Europa. Sie stammt aus Asien, ist auch unter dem Namen “Kaiserbaum” oder “Blauglockenbaum” bekannt und bringt viele hervorragende Eigenschaften mit: Sie ist extrem schnellwüchsig, hat aussergewöhnlich hartes, stabiles Holz, speichert große Mengen CO2 durch ihre großen Blätter, sie bildet eine lange Pfahlwurzel aus, die – sobald sie das Grundwasser erreicht hat – es möglich macht, auch harte Trockenzeiten und starke Fröste zu überstehen und sie ist eine hervorragende Bienenweide. Ausserdem ist sie nicht infasiv, d. h. sie breitet sich nicht unkontrolliert auf Kosten heimischer Pflanzen in den Wildnisräumen aus. Der Haken daran: bis ihre Wurzeln das Grundwasser erreichen, ist sie frostempfindlich und in den ersten beiden Jahren braucht sie umfangreichen Schutz vor “Konkurrenz”.

Wir haben für jedes Pflänzchen ein großes Pflanzloch ausgehoben, haben es mit feiner Komposterde gefüllt, die Pflanzscheibe dann großzügig mit Vlies und Mulch bedeckt.

Anfang Mai gab es einen späten Frost, etwa  die Hälfte der Pflänzchen haben leichten Schaden genommen. Sie haben ihre Blätter abgeworfen, später dann aber neu ausgetrieben. Trotzdem war es offensichtlich, dass sie geschwächt in den Sommer gingen.

Dann kam eine lange, trockene und heisse Phase. Wir haben jeden zweiten Tag ausgiebig gegossen, trotzdem hat etwa die Hälfte der Pflänzchen diese Wetterperiode nicht überstanden. Von den 38 Bäumchen die sich behauptet haben und ordentlich gewachsen sind, haben dann im Herbst 28 Stück die Wühlmäuse verspeist.

Zehn kleine Paulownien stehen noch am Acker. Ich denke, wir können dieses Experiment ohne Zweifel als mißlungen bezeichnen. Aber dieses Risiko war uns bewußt und mein Freund Stanko würde sagen: “again what learned” 😉

 

Interessant ist, dass am gegenüberliegenden Feldrand rund 200 kleine Pappeln ganz von selbst angeflogen und aufgegangen sind. Kleine, gesunde Bäumchen, die zwischen den Zwiebeln und Kartoffeln prächtig gediehen sind – ganz ohne Giessen, Mulchen oder Kompostzugaben. Als würde die Natur uns zeigen, wie das auch aussehen könnte…. Wir haben diesen Tipp dankbar angenommen und die stark ausgelichtete Paulownia-Baumreihe mit diesen kleinen Pappeln aufgefüllt.

Jetzt stehen zusammen mit den zehn verbliebenen Paulownien nun 66 regionale Pappeln. Wir sind gespannt, wie viel Leben sich im Frühling dann dort zeigen wird…

Was wir hier definitiv zu viel haben: Wohnraum.
Was wir definitiv zu wenig haben: Hofgebäude.
Es fehlt an Platz für Heu und Getreide, für landwirtschaftliche Maschinen und Geräte.

Deshalb suchten wir nach einer Lösung – einem Platz für eine Scheune, ohne dafür einen der vielen lauschigen Orte rund um unseren Hof bebauen zu müssen. Von einem Mitarbeiter des Landratsamtes kam dann die zündende Idee: es war gut machbar, an die bereits bestehende Scheune anzubauen.

Wir haben den entsprechenden Bauantrag eingereicht und dank der positiven Stellungnahme des Landwirtschaftsamtes (wir sind dort nicht als landwirtschaftlicher Betrieb registriert) wurde unser Antrag auch genehmigt.

Ende Juli, kurz nachdem die Solaranlagenbauer abgezogen waren, kam Robby Herbst, ein befreundeter Zimmerermeister aus Hohenbrunn mit seiner Frau Heike und hat das Fachwerk aus dicken Balken für die neue Scheune errichtet und den Boden im 1. Stock verlegt. Die Handwerker hier aus der Umgebung hatten zuvor eine solide Zufahrt geschaffen und das Fundament gemauert.

Bei hochsommerlicher Hitze haben Robby und Heike zwei Wochen lang gehämmert und gesägt, gebohrt und geschraubt. Als das Dach dann mit Dachpappe dicht war, sind sie in die wohlverdienten Ferien gefahren.

Stefan hat mit seinen Söhnen Kai und Jonas das Dach anschließend mit Schindeln eingedeckt.

Die Verbretterung entsteht nun in Etappen – wann immer Jonas uns am Hof besucht, baut er weiter. In der Nordseite zum Innenhof hin befinden sich zwei hübsche Fenster und eine fast unsichtbare Tür. Die Südseite ist noch offen, die Giebelseite bekommt noch ein großes Scheunentor, ein kleineres im 1. Stock ist bereits fertig eingearbeitet.

In diesem Anbau lagert jetzt unser Getreide, in das 1. OG kommen im nächsten Sommer die frischen Heurundballen und auch für den Traktor und die Heumaschinen gibt es genug trockenen Stellplatz.

Unsere Hühner haben jeden Bauabschnitt mit großer Neugier begleitet, sassen bei den Zimmerleuten auf den Böcken, haben die Fachwerk-Nischen wie einen Setzkasten belegt und  geniessen es offensichtlich, dass bei schlechtem Wetter nun zusätzlicher überdachter Raum zur Verfügung steht.

Im Frühjahr werden wir russischen Wein pflanzen, der dann das gesamte Gebäude erobern darf, den Vögeln Nistplatz und im Herbst Futter zur Verfügung stellt und das Bauwerk mit einem “Fell” aus Blättern überziehen wird…