Wir sind umgeben von einer Fülle, einer Lebendigkeit und Fruchtbarkeit, die mich fast sprachlos macht. Überall fliegt und summt es: Vögel, Bienen, Schmetterlinge und so viele verschiedene Insekten – die meisten sind mir nie zuvor begegnet.
Abends im Garten gehen Igel, Kröten und Frösche auf Wanderschaft, in einer alten Badewanne und im ausgedienten Klärteich wachsen Kaulquappen heran, Milane ziehen mayestetisch ihre Kreise am Himmel. Wilde Kräuter und Blumen überziehen die fruchtbare Erde und unsere Obstbäume und Beerensträucher haben überschwänglich viele Früchte angesetzt. Sogar der große Walnussbaum hinter der Scheune trägt in diesem Jahr.

So viel Leben überall. Paradiesisch.

Daneben und in krassem Gegensatz der Alltag in Hohenbrunn (das ist im Südosten von München). Wenn ich dort über die Felder gehe oder im Garten werkle, sehe ich keine Bienen, ab und zu mal eine Hummel, keine Schmetterlinge, die Luft ist wie leer gefegt. Unsere Bauern sind mit massivem Gerät ausgestattet, die Felder ausgeräumt, nichts Wildes weit und breit. Es wird gespritzt und gedüngt, mehrmals in jeder Wachstumsperiode, weil es immer einen Schädling gibt, ein “Un-“kraut  oder einen Pilz, der bekämpft werden muss.
Wir haben vor ein paar Jahren auf fünf Hektar Insektenparadies und Bio-Kräuterwiese dort eingesät. Zu Beginn wurden diese blühenden Inseln noch von vielen Insekten dankbar angenommen. Inzwischen sind auch diese blühenden Inseln wie leer gefegt.

Das ist mir ein täglicher Schmerz, ich laufe über lebloses Land und kann’s kaum aushalten.

Hätte ich die nötige Macht – ich würde die konventionelle Landwirtschaft verbieten. Umgehend. Unzählige Bücher, Untersuchungen und Berichte belegen, wie sehr Spritz- und Düngemittel alles Leben vergiften, reduzieren, das ökologische Gleichgewicht zerstören, unser Trinkwasser schädigen. Und es ist längst bewiesen, dass wir die Welt mit biologischer Wirtschaftsweise auf Dauer sicher und gesund ernähren könnten. (Das Buch “Foodcrash – wir werden uns biologisch ernähren oder gar nicht mehr” kann ich jedem empfehlen, der sich näher mit dem Thema befassen möchte).

Was können wir tun?
Die große Antwort kenne ich nicht. Aber ein erster, wichtiger Schritt wäre es,
BIOLOGISCH erzeugte Lebensmittel einzukaufen
. Das ist ein Schritt, den jeder sofort tun kann. Auf einem Bioacker ist Gift nämlich einfach verboten.

AUFMERKSAM sein und erkennen, wie die wilde Natur schwindet. Wenn wir das nicht mehr wahrnehmen, wird sich das nicht mehr ändern!

 

Hier am Hof arbeiten wir daran, unser kleines Paradies zu erhalten, die Vielfalt zu mehren, dem Leben zu dienen. Hecken und Bäume zu pflanzen, Teiche anzulegen, wildes Terrain für wildes Leben zu bewahren. In der Hoffnung und mit dem Wissen, dass es viele kleine “Inseln” gibt, wo das Leben geehrt und geschützt wird.

Als wir den Höllbachhof vor gut drei Jahren übernommen haben, gehörten vier Hektar Land dazu: ein halber Hektar Wald direkt hinterm Hof, ein halber Hektar Hoffläche mit Gemüsegarten und drei Hektar Wiese rund um den Hof gelegen.

Unser Wunsch ist es, uns und unsere Tiere mit dem Hof selbst versorgen zu können.
Fünf Ziegen, drei Schafe und ein Eselmädchen leben mit uns, ausserdem vier Enten, zwanzig Hühner und fünf Gänse.  Für diese bunte Vielfalt und Anzahl reicht das Land jedoch nicht aus – deshalb haben wir in Hohenbrunn unser Heu gemacht und Stefan hat im Sauerland das Bio-Getreide für uns und unsere Tiere angebaut.
Uns war klar, dass das nur eine vorübergehende Lösung sein konnte – eine “Krücke” sozusagen. Von Anfang an haben wir deshalb nach zusätzlichen landwirtschaftlichen Flächen in der Nähe des Hofes gesucht.

Zu Beginn dieses Jahres hatten wir dann großes Glück und konnten dreieinhalb Hektar Kräuterwiese und einen Hektar Acker von der Familie Dietz in Zumhof kaufen. Ein großes, zusammenhängendes Stück, Richtung Westen von einer wunderschönen Baumreihe gesäumt, nur zehn Minuten mit dem Traktor und eine gute halbe Stunde zu Fuss vom Hof entfernt. Wir freuen uns riesig darüber!

Jetzt haben wir genug Land am Hof, um das Futter für unsere Tiere anzubauen und noch mehr Getreide, Gemüse und Blumen für uns. In den letzten drei Wochen haben wir den Acker bestellt mit Kartoffeln, Zwiebeln, Futterrüben, Sonnenblumen und Hafer – alles liebevoll von Hand gesät und gepflanzt. Selbstverständlich wirtschaften wir überall auf biologische Weise mit samenfestem Bio-Saatgut und im Herbst möchten wir auf dem Acker drei Reihen Bäume pflanzen. Warum und wozu kannst Du in dem Artikel über “Baumfeldwirtschaft” lesen!

Unter Baumfeldwirtschaft oder Agroforstsystem versteht man die überlegte Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern auf der gleichen Fläche, auf der auch landwirtschaftliche Nutzpflanzen angebaut oder Tiere gehalten werden. Besonders in den Tropen und Subtropen ist diese Anbaumethode verbreitet, wird aber zunehmend auch in Mitteleuropa umgesetzt.

Agroforstwirtschaft ist eine Kombination von Bäumen mit Feldfrüchten, also z. B. Baumreihen von Pappeln auf dem Getreideacker (ca. 150 Pappeln/ha mit Getreide). Das Getreide wird normal angebaut und geerntet, die Bäume werden je nach Art beerntet mit Früchten oder Holz.

Auch Tiere weiden gerne unter Bäumen, etwa auf einer Streuobstwiese oder unter Eichen (die Eicheln sind zum Beispiel ein hervorragendes Futter für Schweine!). Die Bäume spenden Schatten an heissen Tagen und Schutz bei Regen, die Tiere finden gesundes Futter und düngen wiederum mit ihren Ausscheidungen die Bäume. Wenn die Wiese zwischen den Bäumen nicht direkt von Tieren beweidet wird, kann das Gras gemäht und zu Heu gemacht werden.

Diese Verbindung hat große Vorteile:

  • Der wertvolle Ackerboden wird vor Erosion durch Wind und Wasser geschützt
  • In den Bäumen und Sträuchern finden Nützlinge und Wildtiere Schutz und Nahrung
  • Inmitten von agrarwirtschaftlich intensiv genutzten Landschaften entstehen Ruhe- und Extensivzonen und die Landschaft wird ästhetisch aufgewertet
  • Der Ertrag auf gleicher Fläche wird erhöht und durch ein gesünderes Mikroklima stabilisiert
  • Die Ackerfrüchte sind besser vor Unwettern geschützt

Erst vor Kurzem haben wir entdeckt, dass es auch unter den Bäume Leguminosen gibt. Leguminosen sind Pflanzen, die den Stickstoff aus der Luft aufnehmen können und in ihren Wurzeln speichern. Auf diese Weise wird der Boden mit natürlichem Stickstoff angereichert und die Bodenfruchtbarkeit erhöht.

Die Robinie ist z. B. eine solche Leguminose. Sie reichert den Boden mit wertvollem Stickstoff an, versorgt Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten in der Blütezeit üppig mit Nahrung und nach 50 bis 60 Jahren schenkt sie uns ein wertvolles, extrem witterungsbeständiges Holz.

Aber auch die Weide eignet sich hervorragend für die Baumfeldwirtschaft: Auch sie liefert wertvolle Bienennahrung, Zweige für Flechtwerk und lässt sich gut “auf den Stock setzten”, d. h. der Stamm kann schon nach wenigen Jahren als Brennholz geerntet werden, die Weide treibt aus dem Wurzelstock wieder neu aus.

Wenn Du Dich mehr mit diesem Thema beschäftigen willst, findest Du hier ein paar interessante Artikel dazu:

Zeitschrift OYA: Pflanzt Bäume auf Weiden und Äcker! https://oya-online.de/article/read/2925-.html

Agroforstwirtschaft: Die Kombination von Gehölzen, Acker und/oder Tieren auf einer Fläche.
https://agroforst-info.de/agroforstwirtschaft/

Baumfeldwirtschaft:
http://baumfeldwirtschaft.de

Innovationsgruppe AUFWERTEN:
https://agroforst-info.de/wp-content/uploads/2015/05/infobrief_AUFWERTEN_1.pdf

Obstbau und Feldwirtschaft: https://www.slowfood.de/biokulturelle_vielfalt/die_arche_passagiere/hutzeln_von_den_baumfeldern_in_fatschenbrunn/

Baumfelder in der Weidewirtschaft: http://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/service/dateien/a55_die_besten_schinken_wachsen_unter_eichen.pdf

Und auch in dem Film HUMUS gibt es faszinierende Bilder und interessante Berichte dazu!
http://www.humus-derfilm.at

Auch in diesem Jahr gab es wieder einen Permakultur-Zertifikatskurs mit Christoff Schneider bei uns am Hof.
Die Permakultur beruht auf einem Denken in ökologischen Zusammenhängen und Wechselwirkungen, mit dem Ziel, dauerhafte, sich selbst erhaltende Systeme aus Pflanzen, Tieren und Menschen zu entwickeln. Das System der Permakultur unterstützt den achtsamen Umgang mit der Natur, den Mitmenschen und unseren Ressourcen und bringt dadurch Freude und Zufriedenheit in unser Leben.

Christoff vermittelt eine Fülle von Wissen und viele Elemente des Kurses werden im praktischen Tätigsein vertieft.
Auch dem Thema Lehmbau widmet sich der Kurs theoretisch und praktisch
und so haben wir das große Glück, dass dabei ein LEHMBACKOFEN mitten in unserem Hof entstanden ist.

 

 

mit den Füssen wird Ton, Stroh und Sand vermischt

mit den Händen werden Lehmlaibe geformt

Mit diesen Lehmlaiben wird der Ofen aufgebaut

 

DAS INNERE HERDFEUER DER GEMEINSCHAFT.
Ich habe eine Tätowierung am Oberarm, die dieses Feuer symbolisiert. Es war im alten Vestalinnen-Kult die höchste Aufgabe der Priesterinnen, dieses innere Herdfeuer zu hüten. Es symbolisiert die Kraft und Überlebensfähigkeit der Gemeinschaft.

Der Ofen ist für mich die Manifestation eines solchen Herdfeuers, er steht in der Mitte unseres Hofes und in ihm werden wir unser Brot backen, auch das ein Symbol für Nahrung, Kraft und Gesundheit.

Stefan beim Bau des Fundamentes

Damit er solide steht hat Stefan ein massives Betonfundament errichtet
und zum Schutz vor Regen und Schnee hat er zusammen mit seinem Sohn Jonas (ein gelernter Schreiner) ein starkes, schönes Dach gebaut.

Jonas und Stefan mit dem Dachstuhl

Jetzt müssen wir nur noch eine Lösung für das Kaminrohr finden – alle gängigen Dachdurchführungen passen nicht oder sind viel zu teuer.
Sobald dieses Problem gelöst ist, wird unser Brot im Lehmofen gebacken 🙂

Nochmal ein ganz herzliches DANKESCHÖN an die fleissigen Kursteilnehmer!!

…….und so sieht der Ofen heute aus, am Nikolaustag:

Wir freuen uns, Dir für das kommende Jahr ein wertvolles und interessantes Seminarprogramm vorzustellen.
Vielleicht findest Du einen guten Anlass, ein paar Tage in die Schönheit und Ruhe des Höllbachhofes einzutauchen….

Ausführliche Informationen findest Du jeweils auf den als LINK beigefügten Webseiten.
Bitte wende Dich für Anmeldungen und Fragen direkt an die jeweiligen Seminarleiter.

 

Übersicht:


7. bis 10. Dezember 2017
Schamanische Jahresgruppe mit Gerhard Popfinger. Zur Webseite KREISZEIT


5. bis 7. Januar 2018
Schneeschuh- und Yogawochende mit Katja Bertlein und Lothar Fuchs. Zur Webseite von Katja


8. bis 11. Februar 2018
Schamanische Jahresgruppe mit Gerhard Popfinger. Zur Webseite KREISZEIT


2. bis 4. März 2018
Leicht & fit in den Frühling – Ayurveda- und Yogawochenende
Mit Ayurveda, Yoga und der Kraft der Natur Körper, Geist & Seele entgiften und neue Lebensenergie spüren.
Mit Katja Bertlein  Zur Webseite von Katja
und Maria Käser-Aunkofer Zur Webseite von Maria


24. März bis 1. April 2018
3 x 7 – 21 Schwitzhüttenzeremonien: Die drei Kreise der Kraft
mit Gerhard Popfinger. Zur Webseite KREISZEIT


19. bis 22. April  2018
beziehungsweise – ein neues Miteinander auf Augenhöhe.
Jahresfortbildung mit Chiara Greber. Zur Webseite von Chiara


4. bis 6. Mai 2018
Jahreskreisfest und Yoga – Kreativität und Lebensfreude mit der Kraft des Frühlings wecken.
Mit Catherine Weitzdörfer (Homöopathin). Zur Webseite von Catherine
Katja Bertlein (Yogalehrerin / Wanderführerin). Zur Webseite von Katja


17. bis 21. Mai 2018
Schamanische Jahresgruppe mit Gerhard Popfinger. Zur Webseite von KREISZEIT


10. bis 21. Juni 2018
Permakultur-Kurs – nachhaltiges Leben gestalten.
Zertifikatskurs mit Christoff Schneider. Zur Webseite


5. bis 16. Juli 2018
Visionssuche mit Gabriele Kaupp und Geseko von Lüpke. Infos folgen!


26. bis 29. Juli 2018
beziehungsweise – ein neues Miteinander auf Augenhöhe.
Jahresfortbildung mit Chiara Greber. Zur Webseite von Chiara


10. bis 15. August 2018
WILDE KRÄUTERKUNDE und KREATIVE NATURERFAHRUNG
mit Elfie & Graham Courtenay. HIER kommst Du zum Flyer für den Workshop


21. bis 23. September 2018
Council für Paare (Flesh & Spirit) mit Galit und Shay Hanien
Vom Herzen sprechen und zuhören und die Beziehung vertiefen
HIER kommst Du zum Flyer für den Workshop

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27. bis 30. September 2018
Schamanische Jahresgruppe mit Gerhard Popfinger. Zur Webseite von KREISZEIT


11. bis 14. Oktober 2018
beziehungsweise – ein neues Miteinander auf Augenhöhe.
Jahresfortbildung mit Chiara Greber. Zur Webseite von Chiara


25. bis 28. Oktober 2018
Körpermusik und TaKeTiNa mit Tom Meier und Leonard Seifert.
Infos und Kontakt auf der Seite Körpersmusik-Regensburg.de und auf der Seite von Leonard Seifert.


22. bis 25. November 2018
Schamanische Jahresgruppe mit Gerhard Popfinger. Zur Webseite von KREISZEIT.


 

Junghühner erkunden den Garten

Wir blicken zurück auf ein fruchtbares, üppiges, gesundes Jahr am Höllbachhof. Unseren Tieren geht’s prächtig – allerlei Küken und Lämmer wurden geboren und sind über den Sommer bei uns groß geworden. Zwei unserer Ziegen melken wir nun bereits im zweiten, eine sogar im dritten Jahr durch, d. h. sie geben kontinuierlich Milch ohne in jedem Jahr wieder Lämmer zu gebären. Auf diese Weise schonen wir die Mütter und unsere “Herde” bleibt in einem angemessenen Rahmen ohne dass wir Jungtiere weggeben oder schlachten müssen.

Gänsefamilie mit fünf Junggänsen

Den Garten bewirtschaften wir jetzt im dritten Jahr und es ist wunderbar zu erleben, wie ein feines Zusammenspiel entsteht, wie wir vertraut werden miteinander. Wir verzichten auf tiefgreifende Bodenbearbeitung, mulchen unsere Beete mit Heu und schaffen so die Voraussetzung, dass sich der Humusgehalt im Boden beständig aufbaut. In diesem Jahr haben wir Bodenproben genommen und im Labor auswerten lassen: der Humusgehalt in unserem Gemüsegarten liegt um die 10 % (das ist mehr als Überdurchschnittlich!), der Humusgehalt der Wiesen liegt zwischen 4 und 6 Prozent (auch das ist ein stattlicher Wert!). Diesen fruchtbaren, gesunden Boden verdanken wir auch unseren Vorgängern. Wir sind sehr dankbar dafür, dass dieses Land schon seit vielen Jahren so sorgfältig und behutsam gepflegt und biologisch bewirtschaftet wird.

In unseren Beeten wuchsen Kartoffeln, Kürbis, Zucchinis, Mangold, Spinat, Rote Bete und Erbsen, vielerlei Bohnen und allerlei Kohl, Karotten, Salate, Tomaten, Gurken, Kräuter und Beeren. Auch Wildkräuter fanden regelmäßig den Weg auf unsere Teller – Löwenzahn, Schildampfer, Blutampfer, Beinwell und Giersch, Brennessel, Spitzwegerich, Gänseblümchen und Schlangenknöterich.

Gemüsebeet in Mischkultur mit Bohnen, Kohl, Ringelblumen und Mangold

Wir verwenden ausschließlich samenfeste Sorten, d. h. Samen von Pflanzen, die sich gesund weiter vermehren können. Das Ernten von Saatgut ist aber noch mal ein großes Kapitel für sich. Es gibt tolle Bücher dazu und wir gehen Schritt für Schritt dazu über, unser eigenes Saatgut zu kultivieren. Der “Lernstoff” geht uns also sicher niemals aus 😉

Im Herbst habe ich (Elisabeth) zwei Seminargruppen hier am Hof bekocht. Rund 90 % der Lebensmittel dafür stammten aus unserem Garten und aus unserer Käseküche. Es hat mir große Freude gemacht, unsere Gäste mit den eigenen Leckereien zu verwöhnen. Für uns ist das ein wichtiger “Puzzlestein” in unserem Gesamtkonzept: wir möchten unseren Gästen gerne vermitteln, wie eine gesunde, lebensfördernde Kreislaufwirtschaft aussieht und wie sie schmeckt. Denn Essen ist schließlich eine intime Angelegenheit 😉

Der stumme Frühling – das Buch der Biologin Rachel Carson, das 1962 erschien und zum Bestseller wurde, ist aktueller denn je.
Eine wissenschaftliche Studie bestätigt, dass es heute um 76 % weniger Insekten gibt als 1989. Die Messorte der Insektenzählung liegen in Naturschutzgebieten – kaum auszudenken, wie es in den industriellen Agro-Wüsten Deutschlands und der Welt aussieht.
Die Wochenzeitung  “DIE ZEIT” hat das zum Titelthema gemacht und dazu einen ausgesprochen lesenswerter Artikel geschrieben, der HIER online zu lesen ist.

Am Höllbachhof schwirrt und summt es im Sommer noch bunt und lebendig.
Aber ich verbringe nach wie vor zwei Drittel meiner Zeit in Hohenbrunn – einem Vorort im sogenannten “Speckgürtel” von München. In Hohenbrunn gibt es noch mehrere Landwirte, der Ort ist umgeben von Feldern und Wald, bis auf eine kleine Ausnahme allesamt konventionell und hoch effizient bewirtschaftet.

Regelmäßig leuchten hier die orangeroten, mit Glyphosat “totgespritzten” Flächen, auf denen kein Gras mehr wächst (im wahrsten Sinn des Wortes). Was hier wächst ist “Futter” für die nahe gelegene Bio-Gasanlage und Gras für Pferdeheu. Was hier nicht wächst sind Büsche, Hecken, Blumen und Kräuter…

Deshalb haben wir vor vier Jahren die Gelegenheit ergriffen und 5 ha Fläche gepachtet. Auf diesem Stück Land wächst seitdem eine Bio-Insektenweide und Bio-Kräuterweide – Futter für Bienen, Hummeln, Schmetterling & Co., Unterschlupf für Bodenbrüter, Hasen und Füchse.

Wenn ich mit Maya meine Runden über die ausgeräumten Monokulturfelder drehe, ist es eine Wohltat an unserer Wiese vorbei zu kommen, wo sich dann geballt allerlei Leben tummelt.


Aber in diesem Sommer war es anders.

Zum ersten mal war alles totenstill. Unsere Wiese blühte, die Sonne schien, aber kein Schmetterling, keine Hummel, kein Käfer war zu sehen.
Einzig die Bienen der umliegenden Imker waren unterwegs auf Futtersuche – Bienen, die gehegt, gepflegt und aufgepäppelt werden, damit sie fortbestehen. (Die Imker sind begeistert von unseren Blumenwiesen und versichern uns bei jeder Gelegenheit, wie sehr sich Honigertrag und Bienengesundheit seither verbessert haben).

Bei jedem Spaziergang überrollte mich eine tiefe Trauer, eine unbeschreibliche Verzweiflung über diesen stummen Sommer.
Den vielen Hundebesitzern, die dort unterwegs sind, fiel das gar nicht auf. Auch nicht den Landwirten, die in den vollklimatisierten, stereobeschallten Kabinen ihrer Monstertraktoren sitzen und über die Felder jagen.

Wenn Glyphosat dann für weitere fünf Jahre zugelassen wird
und in Italien und Frankreich zwei neue (bienengefährliche) Insektizide kurz vor der Erstzulassung stehen, vergeht mir manchmal der Mut.

Wobei – EIN Mittel gibt es, um diesem Wahnsinn Einhalt zu gebieten:
Wer BIO kauft, sagt NEIN zu Pestiziden, Insektiziden, Kunstdünger & Co.
Wer BIO kauft, schützt den Lebensraum unzähliger Arten – nicht zuletzt auch der menschlichen….

 

Artikel der ZEIT zum großen Insektensterben

Der Brand in einem Seminarhaus in Schneizlreuth war der Auslöser: Dort war ein altes Bauernhaus zum “Seminar- und Eventstadl” umfunktioniert worden, jedoch ohne die erforderliche Baugenehmigung. Im Mai 2015 brach nachts bei einer Firmenfeier ein Feuer aus, sechs Menschen kamen ums Leben. Eine Katastrophe.
Und weil ohne Baugenehmigung auch keine Versicherung greift, sitzt der ehemalige Betreiber jetzt im Gefängnis, seine Familie ist zerrüttet, sein Leben zerstört, er hat alles verloren.

 

Irgendwie wurde jedes Mal, wenn ich Radio hörte, über dieses Ereignis berichtet. Das rüttelte uns wach und wir forschten nach, ob unser Seminarhaus über eine rechtmäßige Genehmigung verfügt. Es stellte sich heraus, dass das nicht der Fall war.

Also haben wir uns (nicht ohne ein flaues Gefühl im Magen!) mit dem Landratsamt Cham in Verbindung gesetzt. Wir hatten Sorge, dass der Seminarbetrieb nicht genehmigt werden würde – schließlich liegt der Höllbachhof im Naturschutzgebiet und wurde damals als “landwirtschaftlicher Betrieb mit Austragshaus” errichtet.

Nach einem konstruktiven Vorgespräch im Landratsamt haben wir im Januar 2017 den Bauplan eingereicht. Unsere Nachbarn hatten unterschrieben, der Gemeinderat hat sich einstimmig FÜR unser Seminarhaus ausgesprochen, das Landratsamt stand unserem Projekt ebenfalls positiv gegenüber – aber das Forstamt meldete Bedenken an: Wir haben in unserer unmittelbaren Nachbarschaft stattliche, hohe Bäume. Deshalb besteht die Gefahr, dass bei starkem Sturm ein umstürzender Baum auf dem Dach des Seminarhauses landet. Aufgrund dessen wurden uns Schlafplätze im Dachgeschoss untersagt.

Wir konnten eine Lösung finden: wir haben den Seminarraum ins Dachgeschoss umgezogen und den Gruppenschlafraum ins Erdgeschoss. Wir hatten großes Glück und das Wohlwollen von Gemeinde und Landratsamtes auf unserer Seite – mit dieser Änderung wurde unser Seminarhaus mit insgesamt 12 Schlafplätzen genehmigt.

 

Letzte Woche fand der Umzug statt. Der Seminarraum im Dachgeschoss ist hell, licht und friedlich, der Schlafraum im Erdgeschoss fühlt sich behaglich und geborgen an. Zur Einweihung habe ich den Seminarraum mit einer schamanischen Kräutermischung geräuchert und ihn dem “Erwecken der Liebe zum Leben” gewidmet.
Wir hoffen, dass sich auch alle künftigen Seminargäste in diesen Räumen so wohl fühlen wie wir 🙂

 

Vor ein paar Jahren hat mir eine liebe Freundin und Astrologin prophezeit, dass ich beruflich noch einmal komplett Lehrling sein werde. Ich konnte mir damals beim besten Willen nicht vorstellen, wie es dazu kommen könnte! Mit Permakultur, Selbstversorgung, Gemüseanbau hatte ich da noch nix am Hut.

Aber jetzt ist es genau so: Ich bin Lehrling, “blutiger” Anfänger.

Seit fünf Jahren widmen wir uns intensiv und mit wachsender Begeisterung dem Gemüsegarten. Als wir damit begonnen habe, war ich unglaublich optimistisch: ich hatte keinen Zweifel daran, dass es genügt, Samen im Frühling in die Erde einzubringen, sie regelmäßig zu giessen und dann üppig zu ernten.
Naiv. Fast schon dumm 😉

Stefan hat da einen enormen Vorteil – er ist schon immer Bauer, er stammt aus einer Familie, in der es selbstverständlich war, einen Großteil der Lebensmittel selbst anzubauen. Er ist der Garant dafür, dass unsere Tiere zuverlässig Futter haben, dass es genug Kartoffeln und Getreide für uns gibt und dass aus unserer Milch köstlicher Käse wird.

Der Gemüseanbau hingegen ist auch für Stefan Neuland und so wird uns mit jedem Mißerfolg klar, wie viel Erfahrung und Wissen uns fehlt. Wie viel es zu beachten gibt, wie sehr ein erfolgreicher Gemüseanbau auf jahre- und jahrzehntelanger Erfahrung beruht.

Meiner Meinung nach handelt es sich dabei um fundamental wichtiges Wissen, um  unentbehrliches Können, um ein absolutes BASIC der menschlichen “Ausbildung”. Saatgut gewinnen, Nahrungspflanzen anbauen, Ernten, Konservieren – wir haben zugelassen, dass uns diese Fähigkeiten abhanden kommen, wir ließen zu, dass wir vom Selbstversorger zum abhängigen “Konsumenten” wurden.

Die Produktion unserer Lebens-Mittel ist zu einem großen Teil in der Hand einiger weniger Konzerne. Durch ihre enorme Marktmacht erzwingen sie Erzeugungspreise, die den Bauern kaum zum Überleben reichen – vor allem auf der südlichen Halbkugel. Die Folge sind Massentierhaltung, Bodenerosion, Hunger und Überschuldung von Kleinbauern in aller Welt.  Hier ein paar Daten und Facten dazu:

OXFAM-FACT SHEET
LEBENSMITTELKONZERNE & LANDARBEITER/INNEN
EXTREME DES GLOBALEN ERNÄHRUNGSSYTEMS

  • Weltweit werden genügend Lebensmittel produziert, um alle Menschen zu ernähren.
  • Ein Drittel der Nahrungsmittel werden jedoch verschwendet.
  • Mehr als 1,4 Milliarden Menschen sind übergewichtig und mindestens 868 Millionen Menschen gehen jede Nacht hungrig zu Bett.
  • Die zehn größten Lebensmittel- und Getränkehersteller sind:
    Associated British Foods, Coca-Cola, Danone, General Mills, Kellogg‘s, Mars, Mondelez International (ehemal Kraft Foods), Nestlé, PepsiCo und Unilever
  • Sie nehmen zusammen mehr als 1,1 Milliarden Dollar am Tag ein
  • Jede Sekunde trinken Menschen weltweit mehr als 4000 Tassen Nescafé und 19400 Coca-Cola-Getränke.
LANDARBEITER/INNEN
  • Mehr als eine Milliarde Menschen arbeiten in der Landwirtschaft, das sind fast 35 Prozent der weltweiten Arbeitskräfte. Die Landwirtschaft ist die zweitgrößte Beschäftigungsquelle der Welt.
  • Die Mehrheit der an Hunger leidenden Menschen, arbeitet in der Lebensmittelproduktion. Bis zu 80 Prozent der Menschen, die als „chronisch hungrig“ bezeichnet werden, sind Landarbeiter/innen oder Landwirt/innen.
  • Würde man die Ernährungssicherheit der armen Landbevölkerung verbessern, hätte das einen wesentlichen Einfluss auf die Beseitigung des Hungers weltweit.
  • 53 Prozent der weltweit 215 Millionen Kinder, die arbeiten müssen, sind in der Landwirtschaft tätig.

Die beste Antwort, die wir auf diese haarsträubenden “Mißstände” finden können, ist die Selbstversorgung. Der Ausstieg aus diesem System – er geschieht nicht von jetzt auf gleich. Es ist eine langsame Bewegung, die Geduld und Lernbereitschaft verlangt. Es ist auch eine Art “Entzug” – in Zeiten von “1-Klick-Bestellungen” via Amazon ist das Sofort-Haben-Können unglaublich verlockend. Wir müssen unsere Ernährungs- und Kochgewohnheiten umstellen – nicht die Frage “was möchtest Du heute gerne Essen?” entscheidet den Speiseplan, sondern die Fülle im Garten, die Ernte- und Lagerzeiten.

Es ist die Freude über jedes Stück Freiheit, das wir gewinnen – mit unseren eigenen Kartoffeln, mit vermehrungsfähigem Saatgut, mit gesundem Obst, Gemüse und Salat aus unserem Garten, die Dankbarkeit für jeden Liter Milch von unseren Tieren – die durch nichts zu übertreffen ist.
Es ist der Genuss köstlicher Lebens-Mittel, die einfach unbeschreiblich gut schmecken.

“Lass’ die Freude Dein Wegweiser sein!”
In diesem Sinne sind wir gerne
“Lehrlinge in eigener Sache”.

 

Ein Herzensprojekt: die Streuobstwiese hinterʻm Haus

Schon lange träumen wir davon, eine große Streuobstwiese anzulegen.
Lange Baumreihen, die so angeordnet sind, dass das Land dazwischen noch als Acker oder Heuwiese genutzt werden kann. Viele Bäume, die ein Akt des Vertrauens in die Zukunft sind – eine klare Stellungnahme für das, was wir als „gutes Leben“ bezeichnen.

60 junge Bäumchen haben wir im November gepflanzt.
Apfel-, Birn-, Kirsch- und Zwetschgenbäume. Eine bunte Vielfalt von Arten und Sorten, allesamt biologisch gezogen in der Baumschule Brenninger. Die Biobaumschule Brenninger ist eine gute Adresse für alte und neue Sorten, für gute und bodenständige Beratung und für all die Fragen, die zum Thema Obstgarten auftauchen.

In drei langen Reihen haben wir die Bäumchen gepflanzt, ihr Wurzelwerk ist mit Gitterkörben gegen Wühlmäuse geschützt, Pfähle aus Holz geben ihnen in den ersten Jahren Halt auch an stürmischen Tagen. Der Abstand zwischen den Reihen ist so bemessen, dass wir noch unser Heu auf der Wiese werben können.

erst das Loch

erst das Loch

dann der Baum

dann der Baum

(Beim Pflanzen unserer Bäume gingen mir viele Gedanken durch Kopf und Herz. Ich dachte an die Plantagen der Obstbauern im Vollerwerb, die ich aus Südtirol kenne. Die Bäume stehen dort dicht an dicht, massiv beschnitten, die Zweige fest an Drähte drapiert. Mir kam der Vergleich zur Massentierhaltung: Hier wie da darf sich das Lebewesen nicht entfalten, wird keine Rücksicht genommen auf die natürlichen Bedürfnisse, gibt es keine Zeit für langsames Wachstum und lange Lebenszeit. Um finanziell zu überleben, müssen Landwirte immer größer und effektiver werden, der Ertrag muss hoch und schnell sein. „Wachse oder Weiche“ ist die Devise. Und den meisten „Verbrauchern“, also die Menschen, denen die Ergebnisse dieser Arbeit als Nahrung dient, wissen nichts mehr über die Lebensbedingungen der Bauern, über die Entstehungsweise ihrer Lebensmittel.)

Der Anblick unserer Obstbaumwiese lässt jeden Tag unser Herz höher schlagen. Wir freuen uns schon auf das erste Frühlingsgrün, auf das Wachsen und Werden der kommenden Jahre. Die kleinen Spindelobstbäume werden uns vielleicht schon in zwei bis drei Jahren die ersten Früchte schenken, die großen Hochstämme frühestens in acht bis zehn Jahren.

Obstwiese am Winterabend

Obstwiese am Winterabend

Ob sie irgendwann so aussieht?

Ob sie irgendwann so aussieht?